Artikelinhalt
- Was ist Vitamin D und welche Funktion hat es?
- Welche Bedeutung hat Vitamin D in der Schwangerschaft?
- Welche Auswirkungen hat ein Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft?
- Überdosierung von Vitamin D: gibt es da ein Risiko?
- Wie hoch ist der Bedarf für Schwangere?
- Tipps: So regt ihr eure Vitamin-D-Produktion an
Eine Mangelversorgung mit Vitamin D in der Schwangerschaft steht mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten, Präeklampsie oder Schwangerschaftsdiabetes in Verbindung. Doch von einer prophylaktischen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wird ebenfalls abgeraten: zu viel Vitamin D kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Deshalb haben wir dir hier alle wichtigen Informationen rund um Vitamin D in der Schwangerschaft zusammengefasst und erklären, wie du auch in der dunklen Jahreszeit für eine ausreichende Versorgung mit dem Sonnenvitamin sorgen kannst.
Was ist Vitamin D und welche Funktion hat es?
Die Bezeichnung Vitamin D fasst eine Gruppe fettlöslicher Vitamine zusammen: die sogenannten Calciferole. Die bekanntesten und wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind Vitamin D3 (Cholecalciferol) und Vitamin D2 (Ergocalciferol). Die Hauptaufgabe von Vitamin D ist die Knochenmineralisation: Es fördert die Bildung und Reifung von Knochenstammzellen sowie die Aufnahme von Calcium und Phosphat – all dies sorgt dafür, dass unsere Knochen hart und stabil werden und auch möglichst lange bleiben.
Außerdem ist Vitamin D an vielen anderen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt und hat Einfluss auf die Steuerung von Genen. Aus diesem Grund wird vermutet, dass Calciferole vor chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck oder sogar vor Krebserkrankungen schützen können. Diese Annahmen sind zurzeit allerdings noch nicht ausreichend belegt.
Wie kommt das Vitamin D in den Körper?
Vitamine sind lebenswichtige Stoffe, die der menschliche Organismus nicht selbst herstellen kann. Sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden, um dann im menschlichen Stoffwechsel ihre Funktion erfüllen zu können. Vitamin D stellt hier eine Ausnahme dar: Mithilfe von Sonnenlicht, genauer: UV-B-Strahlen, kann der Mensch über seine Haut 80 bis 90 Prozent des Bedarfs an Vitamin D selbst bilden. Daher wird es häufig auch Sonnenvitamin genannt. Lediglich 10 bis 20 Prozent werden über die Nahrung aufgenommen – was Vitamin D von den meisten anderen Vitaminen oder auch Folsäure unterscheidet. Eine Alternative sind Nahrungsergänzungsmittel: Wenn der Körper durch fehlendes Sonnenlicht nicht genug Vitamin D bildet, kann es bei einem Mangel angeraten sein, Vitamin D zu supplementieren – also gezielt einzunehmen.
Welche Bedeutung hat Vitamin D in der Schwangerschaft?
Dein Baby ist in der Schwangerschaft von deinem Vitamin-D-Status abhängig, da es das Vitamin noch nicht selbst bilden kann. Der Stoff gelangt über Plazenta und Nabelschnur zum Ungeborenen und nimmt im kindlichen Organismus eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen ein, die unter anderem für die Entwicklung des Gehirns wichtig sind. Weiterhin ist Vitamin D hauptsächlich für die Knochenmineralisation, also die Ausbildung des Skeletts und die Aushärtung der Knochen deines Babys. Und auch für die Ausreifung des kindlichen Immunsystems ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D wichtig.
Eine neue Studie kam überdies zu dem Ergebnis, dass eine gute Versorgung mit Vitamin D in der Schwangerschaft das Risiko für Neurodermitis senken soll. Demnach erkrankten Säuglinge, deren Mütter in der Schwangerschaft Vitamin D zu sich nahmen, im ersten Lebensjahr seltener an einer atopischen Dermatitis. Und auch ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Status der Mutter und späterem Intelligenzquotienten (IQ) des Kindes soll existieren: So kam eine wissenschaftliche Datenanalyse im Jahr 2020 zu dem Ergebnis, dass ein höherer Vitamin-D-Spiegel im Nabelschnurblut zu intelligenteren Kindern führte.
Welche Auswirkungen hat ein Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft?
Verschiedene Studien kamen zu dem Ergebnis, dass eine Unterversorgung mit Vitamin D in der Schwangerschaft das Risiko folgender Schwangerschaftskomplikationen erhöhen kann:
- Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)
- Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes)
- Frühgeburten
- Besonders kleine und leichte Babys
Es ist aber noch nicht abschließend geklärt, inwieweit der Vitamin-D-Mangel verantwortlich für diese Schwangerschaftskomplikationen ist.
Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass ein Mangel an Vitamin D während der Schwangerschaft den Risikofaktor für bakterielle Erkrankungen der Vagina für die schwangere Frau erhöht und akute Atemwegsinfekte des Kindes begünstigt. Eine mangelhafte Versorgung mit Vitamin D kann zudem die Entwicklung des kindlichen Skeletts (Rachitis) beeinträchtigen.
Doch auch für dich als werdende Mutter birgt ein Vitamin-D-Mangel Risiken. So kann bei einer dauerhaften Unterversorgung die Knochendichte abnehmen, was Osteoporose begünstigt. Folgende Symptome können auf einen Mangel an Vitamin D hindeuten:
- Müdigkeit
- Erschöpfung und Abgeschlagenheit
- Haarausfall
- Stimmungsschwankungen
- Infektanfälligkeit
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
Wie entsteht ein Vitamin-D-Mangel?
Die häufigste Ursache für einen Mangel an Vitamin D ist fehlendes Sonnenlicht. Denn den Großteil unseres Bedarfs bildet unsere Haut aus UV-B-Strahlen selbst. Gerade im Winter leiden daher in unseren nördlichen Breitengraden viele Menschen an einem Vitamin-D-Mangel. Weniger relevant ist hingegen die Ernährung: Vitamin D ist in unserer Nahrung kaum vorhanden und kann daher nur über Lebensmittel auch nicht in ausreichender Menge aufgenommen werden. Es gibt auch eine Reihe von Erkrankungen, die zu einem Mangel führen können: hierzu zählen chronische Magen-, Darm-, Nieren- oder Lebererkrankungen.
Gut zu wissen: Da Säuglinge am besten keiner direkten Sonne ausgesetzt werden und Muttermilch zudem nur sehr wenig Vitamin D enthält, wird die Einnahme eines Präparates mit Vitamin D für Babys vor allem in den Wintermonaten empfohlen.
Überdosierung von Vitamin D: gibt es da ein Risiko?
Obwohl Vitamin D in der Schwangerschaft und auch sonst wichtig für unsere Gesundheit ist, kann eine Überdosierung zu unerwünschten Effekten führen. Da sich die fettlöslichen Calciferole im menschlichen Fettgewebe anreichern, kann es bei einer langfristigen Überdosis zu einer Vergiftung kommen: Der Kalzium-Spiegel erhöht sich und kann neben Übelkeit, Bauchkrämpfen und Erbrechen im schlimmsten Fall Nierenschädigungen, Herzrhythmusstörungen oder sogar den Tod verursachen.
Das Risiko für eine Vergiftung besteht allerdings nur, wenn Vitamin D in übermäßig hohen Mengen als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen wird. Besprich die Einnahme eines Präparates daher unbedingt im Vorfeld mit einem Arzt oder einer Ärztin. Als maximale Menge gelten derzeit 100 Mikrogramm pro Tag; sowohl für Schwangere als auch alle anderen Personen. Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung werden schwangeren Frauen 20 Mikrogramm am Tag empfohlen. Die körpereigene Bildung durch Sonnenlicht oder Nahrung kann hingegen nicht zu einer Vergiftung führen.
Außerdem steht ein zu hoher Vitamin-D-Spiegel in der Schwangerschaft im Verdacht, das spätere Allergierisiko des ungeborenen Kindes zu erhöhen. So fanden Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig heraus, dass Kinder von Müttern mit einer sehr guten Vitamin-D-Versorgung im Nabelschnurblut im ersten und zweiten Lebensjahr vermehrt Nahrungsmittelallergien entwickelten. Allerdings konnten weitere Beobachtungsstudien diesen Zusammenhang nicht eindeutig bestätigen. Aktuelle Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass sowohl ein zu hoher als auch ein zu niedriger Vitamin-D-Spiegel der werdenden Mutter den Risikofaktor für Nahrungsmittelallergien beim Kind erhöht.
Wie hoch ist der Bedarf für Schwangere?
Nicht zu viel und nicht zu wenig – aber wie hoch ist denn nun der Bedarf an Vitamin D für Schwangere? Das lässt sich leider nicht so leicht beantworten, da sich die Forschung derzeit nicht einig darüber ist, welcher Wert als ideal angesehen wird. Empfohlen wird allerdings, dass schwangere Frauen mindestens 50 Nanomol pro Liter (nmol/l)an Vitamin D im Blut aufweisen sollten. Laut Robert Koch-Institut wird ab einem Wert von unter 30 nmol/l von einem Mangel gesprochen. Ab einem Wert von mehr als 125 nmol/l liegt eine mögliche Überversorgung vor, die negative gesundheitliche Folgen haben kann.
Wenn du also den Verdacht hast, dass bei dir ein Mangel vorliegen könnte, besprich dich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin und greif nicht direkt zu Nahrungsergänzungsmitteln, um eine Überdosierung zu vermeiden. Um herauszufinden, ob du gut oder schlecht mit Vitamin D versorgt bist, ist eine Blutuntersuchung nötig. In der Regel musst du die Abfrage deines Vitamin-D-Status selbst bezahlen; diese kostet etwa 30 Euro. Wird ein Vitamin-D-Mangel festgestellt, kannst du gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin besprechen, ob eine Supplementierung mit einem Vitamin-D-Präparat für dich als Schwangere sinnvoll ist und welche Dosis für dich dabei infrage kommt.
Tipps: So regt ihr eure Vitamin-D-Produktion an
Ganz ohne die Gefahr einer Überdosis an Vitamin D – unsere Tipps zur Anregung der körpereigenen Produktion:
- Speicher auffüllen: Füllt euren körpereigenen Speicher an Vitamin D in den helleren Monaten zwischen März und Oktober auf und geht zwei bis drei Mal in der Woche bei Sonnenlicht spazieren. Setzt hierbei Arme, Hände und Gesicht zumindest kurzfristig unbedeckt der Sonne aus.
- So oft es geht ins Tageslicht: Auch in den Wintermonaten helfen Spaziergänge und Aktivitäten an der frischen Luft.
- Gesunde Ernährung: Auch wenn Vitamin D nur zu einem geringen Anteil über Lebensmittel aufgenommen wird, trägt eine ausgewogene Ernährung zur Versorgung bei. Diese Nahrungsmittel enthalten Vitamin D: Eier, fetter Fisch wie Hering und Lachs, Milchprodukte wie Käse und Butter.
Lesetipp: Hier erfährst du alles über Folsäure – ebenfalls ein wichtiger Nährstoff während der Schwangerschaft.
Quellen:
- Robert Koch-Institut: Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D, zuletzt aufgerufen am 15.11.2022.
- Bundeszentrale für Ernährung: Vitamin D in der Schwangerschaft, zuletzt aufgerufen am 15.11.2022.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Referenzwerte Vitamin D, zuletzt aufgerufen am 15.11.2022.
- Frauenärzte im Netz: Vitamin D in der Schwangerschadt schützt Säuglinge vor atopischer Dermatitis, zuletzt aufgerufen am 15.11.2022.
- Helmholtz Zentrum für Umweltforschung: Zu viel Vitamin D kann Nahrungsmittelallergien auslösen, zuletzt aufgerufen am 15.11.2022.
- Studie: Palacios C, Gonzalez L. Is vitamin D deficiency a major global public health problem? J Steroid Biochem Mol Biol. 2014 Oct;144 Pt A:138-45. doi: 10.1016/j.jsbmb.2013.11.003. Epub 2013 Nov 12. PMID: 24239505; PMCID: PMC4018438, zuletzt aufgerufen am 15.11.2022.
- Studie: Gellert S, Ströhle A, Bitterlich N, Hahn A. Higher prevalence of vitamin D deficiency in German pregnant women compared to non-pregnant women. Arch Gynecol Obstet. 2017 Jul;296(1):43-51. doi: 10.1007/s00404-017-4398-5. Epub 2017 May 19. PMID: 28526926, zuletzt aufgerufen am 15.11.2022.
- Studie: Maternal antenatal vitamin D supplementation and offspring risk of atopic eczema in the first 4 years of life, zuletzt aufgerufen am 15.11.2022.