Artikelinhalt
- Welche Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft stehen mir zu?
- Wann genau finden diese Termine statt?
- Warum sind so viele Vorsorgetermine in der Schwangerschaft nötig?
- Was passiert genau bei der Ultraschall-Untersuchung?
- Worüber geben die Blutuntersuchungen Aufschluss?
- Warum wird der Urin regelmäßig überwacht?
- Warum wird der Blutdruck kontrolliert?
- Was passiert beim Ersttrimesterscreening?
- Was können genetische Bluttests auf Trisomien?
- Ebenfalls wichtig bei der Vorsorgeuntersuchung: Die Herzton-Kontrolle
Deine Schwangerschaft ist keine Krankheit – so steht es (sinngemäß) im Mutterpass, dem kleinen Heft, in dem alle Ergebnisse oder Vorsorgeuntersuchungen eingetragen werden. Und tatsächlich kommen auch die allermeisten Babys nach einer komplikationslosen Schwangerschaft gesund auf die Welt. Damit aber die Fälle, in denen es Komplikationen geben könnte, früh erkannt werden, ist es von entscheidender Bedeutung, alle vorgesehenen Vorsorgetermine wahrzunehmen. Denn die gute medizinische Betreuung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass mit dem Baby alles gut ist.
In Deutschland haben es werdende Mütter vergleichsweise sehr gut: Dank der hier geltenden Mutterschaftsrichtlinien gibt es kaum ein Land, in dem ihnen eine so umfassende medizinische Vorsorge zur Verfügung steht.
Welche Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft stehen mir zu?
Im Rahmen der gesetzlichen Mutterschaftsvorsorge können Schwangere eine ganze Reihe von Beratungs- und Untersuchungsangebote wahrnehmen, die allesamt von der gesetzlichen Krankenkasse abgedeckt sind. Mit Ausnahme des Ultraschalls können die Vorsorgetermine auch von einer Hebamme gemacht werden.
- Ausführliche Erstuntersuchung (alle Einzelheiten dazu erfährst du in diesem Artikel: Schwanger – wann zum Arzt)
- 3 Ultraschalluntersuchungen, bei Bedarf auch mehr
- Regelmäßige Blut- und Urinuntersuchungen
- Bestimmung der Kindslage
- Unter Umständen: Herzton-/Wehenschreiber (wenn du mehr drüber wissen möchtest, lies unseren Artikel übers CTG)
Wann genau finden diese Termine statt?
Bis zur 32. Schwangerschaftswoche finden Vorsorgeuntersuchungen alle vier Wochen statt, danach bis zur Geburt alle zwei Wochen. Daraus ergeben sich zehn bis zwölf Termine. Bei einer Risikoschwangerschaft (beispielsweise wenn die werdende Mutter unter 18 oder über 35 Jahre alt ist oder bei einer Zwillingsschwangerschaft) können bei Bedarf weitere Termine hinzukommen.
Zeitpunkt in der Schwangerschaft | Anstehende Vorsorgemaßnahme |
Unmittelbar nach Feststellung der Schwangerschaft | Erstuntersuchung |
Zwischen 9. und 12. Schwangerschaftswoche | Ultraschall I |
Zwischen 19. und 22. SSW | Ultraschall II |
Zwischen 24. und 27. SSW | Antikörper-Suchtest Rhesus-Faktor |
Zwischen 25. und 28. SSW | Screening auf Schwangerschaftsdiabetes, Zuckertest, Glukosetoleranztest |
Ab SSW 26–27 | CTG (Herzton-/Wehenableitung) |
Zwischen 29. und 32. SSW | Ultraschall III |
Ab SSW 30–32 | HBs-Ag (Hepatitis-Antigen) |
Alle 4 Wochen (in den letzten zwei Monaten alle 2 Wochen) | Kontrolluntersuchungen (kann auch die Hebamme machen) |
Warum sind so viele Vorsorgetermine in der Schwangerschaft nötig?
Die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen ist freiwillig. Wissenschaftliche Studien beweisen allerdings immer wieder den Wert der häufigen Kontrollen: Die Chance, dass Mediziner:innen eine mögliche Gefahr für Mutter oder Kind frühzeitig erkennen und so rechtzeitig reagieren können, wird mit einer regelmäßigen Vorsorge gewährleistet.
Neben diesen festen Untersuchungsterminen können Schwangere weitere Checks durchführen lassen, wie zum Beispiel das sogenannte Ersttrimesterscreening, einen Test auf Zytomegalie oder Toxoplasmose. Dabei handelt es sich jedoch um Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), die Kosten dafür sind somit selbst zu tragen. Unser Artikel über IGeL-Leistungen für Schwangere erklärt die Einzelheiten.
Was passiert genau bei der Ultraschall-Untersuchung?
Im Mutterpass sind (mindestens) drei Untersuchungen per Ultraschall vorgesehen. Gibt es allerdings ein Risiko (Risikoschwangerschaft) oder einen Verdacht, können auch mehr Ultraschall-Untersuchungen angesetzt werden. Meist wird heute schon beim ersten Arzttermin Ultraschall eingesetzt, um die Schwangerschaft festzustellen.
Außerdem ist deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt verpflichtet, vor der ersten großen Ultraschall-Untersuchung ein Aufklärungsgespräch zu führen. Es soll klären, ob die werdenden Eltern überhaupt Ultraschall-Untersuchungen wünschen und ob sie beim zweiten Ultraschalltermin ein erweitertes Screening möchten. Beim erweiterten Screening führt die Ärztin oder der Arzt nicht nur die normalen Messungen durch, sondern sucht auch nach Auffälligkeiten wie etwa Fehlbildungen. So soll die Grenze zwischen normalem Ultraschall und Pränataldiagnostik deutlicher gezogen werden. Auch das Recht der Eltern auf Nichtwissen soll so gestärkt werden.
Folgende drei Ultraschall-Untersuchungen sind vorgesehen:
- In der 9. bis 12. Woche hörst du zum ersten Mal die Herztätigkeit des Embryos. Dein:e Gynäkolog:in überprüft, ob das Alter der Schwangerschaft stimmen kann und berechnet noch einmal den Geburtstermin. Sind es vielleicht sogar Zwillinge? Außerdem werden die Scheitelsteißlänge (SSL) und der Kopfdurchmesser (BPD) gemessen und im Mutterpass notiert. Ergeben sich hier Auffälligkeiten, können bei einer erweiterten Ultraschalluntersuchung Organe genauer angeschaut werden, zum Beispiel die Hirnkammern und das Kleinhirn, es wird geprüft, ob Bauchwand und Wirbelsäule geschlossen sind, ob Harnblase und Magen zu entdecken sind.
- In der 19. bis 22. Woche folgt die zweite Ultraschall-Untersuchung: Ist das Ungeborene normal entwickelt und vital? Wächst das Baby richtig? Dafür untersucht die Ärztin oder der Arzt Größe und Umfang des Kopfes, vermisst Bauch und Brustkorb sowie die Länge des Oberschenkelknochens. Zudem wird die Menge des Fruchtwassers und die Lage der Plazenta kontrolliert.
- Beim dritten Ultraschall gegen Ende der Schwangerschaft, in der 29. bis 32. Woche werden alle Untersuchungen des zweiten Ultraschalls noch einmal wiederholt. Auch hierauf können weitere Untersuchungen folgen, sofern Auffälligkeiten festgestellt werden.
Ist das Baby zu klein für sein Alter, kann mit Doppler-Ultraschall (ab der 20. SSW) genau geprüft werden, ob das Ungeborene noch gut versorgt wird. Beim Feindiagnostik- oder Organultraschall kann in spezialisierten Zentren nach Organfehlbildungen gesucht werden. Das kann ab der 13. SSW geschehen und sollte in der 20-22. SSW wiederholt werden.
Worüber geben die Blutuntersuchungen Aufschluss?
Dein Blut wird schon bei der ersten Vorsorgeuntersuchung entnommen. Warum? Weil es viele wichtige Informationen liefert.
- Blutgruppe und Rhesusfaktor der Mutter
- Antikörpersuchtest (bei rhesusnegativen Schwangeren): Sind keine Antikörper vorhanden, könnte sich das mütterliche Immunsystem gegen das Kind richtigen. Eine rechtzeitige Gabe von Anti-D-Immunglobulin verhindert das.
- Hämoglobingehalt, evtl. Anzahl Erythrozythen, um einem eventuellen Eisenmangel und somit einer unzureichenden Sauerstoffversorgung des Kindes vorzubeugen.
- Bestehende oder durchgemachte Infektionen (Lues, Röteln, Chlamydien, Hepatitis B, auf Wunsch: HIV), die das Kind schädigen könnten.
Warum wird der Urin regelmäßig überwacht?
Zu Beginn der Schwangerschaft finden die Vorsorgeuntersuchungen monatlich statt. Ab der 32. Schwangerschaftswoche sind sie dann vierzehntägig vorgesehen. Dabei wird regelmäßig ein Urintest vorgenommen. Bei jeder Urin-Untersuchung kontrolliert das Labor unter anderem folgende Werte:
- Eiweiß (als Anzeichen einer Präeklampsie)
- Zucker (aufgrund der Gefahr einer Schwangerschaftsdiabetes)
- Harnsedimente
- Bakterien (z. B. Chlamydien)
Zudem wird der Urin auf Leukozyten getestet. Sie geben Aufschluss über eine mögliche Blasen-, Nieren- oder Harnwegsentzündung.
Warum wird der Blutdruck kontrolliert?
Bei jeder Vorsorgeuntersuchung werden deine Blutdruckwerte gemessen. Ist der Blutdruck zu hoch, könnte das ein Anzeichen für eine Präeklampsie sein. Diese früher fälschlicherweise auch Schwangerschaftsvergiftung bezeichnete Krankheit kann für Mutter und Kind gleichermaßen gefährlich werden. Deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe wird nach den Ursachen suchen und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Was passiert beim Ersttrimesterscreening?
Das Ersttrimesterscreening ist eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und wird nicht von der Krankenkasse übernommen. Üblicherweise schlägt deine Gynäkologin das Screening zwischen der zehnten und 14. Schwangerschaftswoche vor. Dann kannst du entscheiden, ob du die Leistung wahrnehmen willst oder nicht. Möchtest du sie in Anspruch nehmen, kommen Kosten zwischen 120 und 200 Euro auf dich zu.
Zwei Tests werden dabei durchgeführt:
- Der Bluttest: Hier werden zwei Werte gemessen. Zum einen der Wert des Hormons HCG (Humanes Choriongonadotropin), dessen Erhöhung ein Hinweis auf eine Chromosomen-Störung beim ungeborenen Baby sein kann. Und als zweites den PAPP-A-Wert. Das in der Plazenta gebildete Eiweiß PAPP-A (pregnancy-associated plasma protein A) kann bei einem niedrigen Wert ebenfalls ein Hinweis auf eine Chromosomen-Abweichung sein.
- Der Nackentransparenz-Test: Mit einer Ultraschall-Untersuchung wird der Nackenbereich des Kindes untersucht und kontrolliert, ob sich unter der Haut Flüssigkeit angesammelt hat. Eine verdickte Nackenfalte kann auf verschiedene Chromosomen-Abweichungen oder auf einen Herzfehler hindeuten.
Eine der bekanntesten Chromosomen-Abweichungen ist die Trisomie-21 (Down-Syndrom), bei der das Chromosom 21 dreimal statt nur zweimal vorhanden ist.
Was können genetische Bluttests auf Trisomien?
Frauen, deren Blutwerte beim Ersttrimesterscreening ein auffälliges Ergebnis aufweisen, gelten als Risikogruppe. Ihnen bietet der Arzt häufig einen sogenannten nicht-invasiven (nicht in den Körper eingreifenden) Pränataltest (NIPT) an. Bei diesem Bluttest wird das Blut der Mutter auf Spuren des kindlichen Erbguts untersucht. Lassen sich beispielsweise übermäßig viele Teile der Chromosomen 21, 18 oder 13 finden, kann damit bestimmt werden, dass die jeweiligen Chromosomen dreifach vorhanden sind und damit eine Trisomie vorliegt.
Eines gilt es zu bedenken: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht! Sowohl falsch-positive als auch falsch-negative Befunde sind möglich. Falsch-negativen Befunde erkennen die Chromosomen-Abweichung nicht, falsch-positive Befunde weisen auf eine Chromosomen-Abweichung hin, obwohl keine vorliegt. Deshalb wird hier zur Absicherung häufig eine Fruchtwasser-Untersuchung oder eine Plazenta-Punktion empfohlen.
Ebenfalls wichtig bei der Vorsorgeuntersuchung: Die Herzton-Kontrolle
Ab der siebten Schwangerschaftswoche sind die Herztöne deines Babys sicht- und hörbar. Der Rhythmus und die Zahl der Schläge pro Minute geben Hinweise, ob es dem Ungeborenen gut geht. Für die meisten Eltern ist das Hören des Herzschlags ihres Babys ein magischer Moment. Und keine Sorge wegen der Geschwindigkeit des Herzschlags, das kleine Herzchen muss so schnell schlagen. Gegen Ende der Schwangerschaft wird die werdende Mutter dann bei den Vorsorgeterminen mit dem CTG – dem Herzton-Wehenschreiber – untersucht.
Quellen:
- Familienplanung.de: Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft: Sicherheit für Mutter und Kind, Stand Oktober 2022
- Frauenärzte im Netz: Schwangerenvorsorge, Stand März 2018
- Gemeinsamer Bundesausschuss: Schwangerschaft und Mutterschaft, abgerufen 28.2.23
- Goeckenjan M, Brückner A, Vetter K.: Schwangerenvorsorge [Prenatal care]. Gynakologe. 2021;54(8):579-589.
- Schwanger-mit-dir.de: 12 Vorsorgeuntersuchungen, abgerufen 28.2.23