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Als ob die fortschreitende Schwangerschaft nicht schon nervig und anstrengend genug sein kann! Etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche und vor allem im 3. Trimenon plagen sich Frauen vermehrt mit Wadenkrämpfen herum – hauptsächlich nachts.
Welche Ursachen haben Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft?
In erster Linie führen Stoffwechselveränderungen im Zuge der Schwangerschaft dazu, dass sich der Flüssigkeits- und Nährstoffhaushalt im Organismus verschiebt. Zum einen haben Schwangere einen erhöhten Mineralstoffbedarf, zum Beispiel was Magnesium, Kalzium oder Kalium angeht. Gleichzeitig scheidet ihr Körper über häufigeres Schwitzen und durch das ständige Auf-Toilette-Müssen auch mehr dieser wichtigen Elektrolyte aus.
Vor allem der Mineralstoff Magnesium spielt für eine geschmeidige Muskulatur eine große Rolle, weil es die Funktion von Muskel- und Nervenzellen ermöglicht. Ein bekanntes Symptom von Magnesiummangel ist daher die Neigung zu Muskelkrämpfen. Hier kannst du mehr darüber erfahren, warum Magnesium in der Schwangerschaft noch wichtig ist.
Klare Belege in Form von wissenschaftlichen Studien, warum Schwangere so häufig Wadenkrämpfe bekommen, gibt es nicht. Expert:innen gehen jedoch davon aus, dass zusätzlich auch Bewegungsmangel und die damit verbundenen Durchblutungsstörungen, genauso wie eine zu starke Beanspruchung der Muskulatur Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft begünstigen.
Warum treten die Beschwerden gerade nachts auf?
Je größer der Babybauch wird, desto schwerer wird es, eine gute Liegeposition zu finden. Deshalb wirst du dich nachts weniger umdrehen und bewegen, was die Muskulatur automatisch ein wenig lockern würde. Hinzu kommt: In der Nacht fällt der Magnesiumspiegel natürlicherweise etwas ab.
Welche SOS-Tipps helfen gegen Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft?
Gehen kraftraubende Fußballspiele oder Tennismatches in die Verlängerung, sieht man mitunter Sportler:innen irgendwann auf dem Boden liegen. Ein Bein nach oben gestreckt und ein:e freundliche Helfer:in drückt die Zehen Richtung Schienbein – klarer Fall von Wadenkrampf-Erste-Hilfe.
Bei einem Krampf zieht sich die Muskulatur unwillkürlich zusammen. Die beste Gegenmaßnahme ist es deshalb, den schmerzenden Bereich zu dehnen, also die verhärteten Muskelstränge wieder auseinanderzuziehen. Das gelingt dir auf verschiedenen Wegen:
- Im Liegen das Bein anheben und den Fuß flexen, also die Zehen Richtung Schienbein ziehen (wie auf dem Sportplatz, mit oder ohne helfende Hand).
- Im Sitzen die Fußsohle fest gegen die Wand drücken.
- Im Stehen vorsichtig das Bein belasten und etwas bewegen.
Meist geht der Krampf nach wenigen Augenblicken wieder vorbei. Angenehm wirkt jetzt Wärme, weil sich die Muskeln dadurch besser lockern. Danach tut es gut, die Wade von unten nach oben zu massieren und auszustreichen. Vielleicht kann dein:e Partner:in ja dabei helfen.
Wie kann ich vorbeugen?
Weil die Neigung zu Wadenkrämpfen auch zu einem gewissen Teil Veranlagung ist, lassen sie sich leider nicht immer zu hundert Prozent verhindern. Zur Vorbeugung eignen sich:
- Magnesiumreiche Ernährung
- Nahrungsergänzungsmittel
- Moderate Bewegung
- Wechselduschen
Besonders gute Magnesiumlieferanten sind Vollkornprodukte, Haferflocken, Nüsse und Samen, wie Mandeln, Kürbis- und Sonnenblumenkerne oder Sesam. Hülsenfrüchte und grüne Gemüsesorten eignen sich ebenfalls gut als Magnesiumquelle. Außerdem kannst du magnesiumreiches Mineralwasser trinken. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, den Elektrolythaushalt in Balance zu halten.
Mitunter kann es sinnvoll sein, den Magnesiumbedarf über Magnesiumpräparate zu decken. Aber nur in Absprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, weil andere Mineralstoffe, zum Beispiel Eisen oder Kalzium, die Magnesiumaufnahme hemmen können und es auf die Dosierung ankommt. Eine mögliche Folge der Einnahme von Magnesium ist es, dass sich die Stuhlkonsistenz verändern kann, weicher wird. Das empfinden viele Schwangere, die unter Verstopfung leiden, als willkommene Begleiterscheinung.
Achtung: Vor Chinin, das auch gut bei nächtlichen Wadenkrämpfen hilft, aber eigentlich ein Malariamittel ist, wird in der Schwangerschaft häufig gewarnt. Möglicherweise wirkt es wehenfördernd. Geringe Mengen, etwa in einem Glas Tonic Water oder Bitter Lemon, sind unbedenklich. Dennoch rät Embryotox, das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité Berlin, bei Wadenkrämpfen in der Schwangerschaft besser auf andere Mittel zurückzugreifen.
Was die Wirkung der Anwendung auf der Haut angeht, etwa mit Magnesiumöl in Sprayform oder über Gels, liegen laut Deutsche Apotheker Zeitung bislang keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Belege vor.
Hältst du deine Wadenmuskulatur in Bewegung – sei es beim Spazierengehen, Schwimmen oder Yoga – kannst du das Risiko von Wadenkrämpfen senken. Besonders gut: Immer mal wieder barfuß gehen. Aber nicht übertreiben und die Muskulatur überlasten. Das wäre kontraproduktiv.
Mit Wechselduschen (Wadengüsse) kannst du die Gefäße trainieren, die sich bei Wärme ausdehnen und bei Kälte zusammenziehen. So stärkst du die Durchblutung und die Muskeln werden optimal versorgt. Wichtig: Immer mit einem kalten Reiz enden.
Kann auch etwas Ernstes dahinterstecken?
Lass sicherheitshalber ärztlich abklären, ob bei dir eine Venenentzündung vorliegen könnte. Zudem haben Frauen vor und nach der Geburt ein zehnfach höheres Risiko, eine Thrombose zu entwickeln. Das liegt daran, dass sich die Blutgerinnung umstellt, um Blutungen schneller zu stoppen und somit einen starken Blutverlust unter der Geburt zu verhindern. Wird ein Blutgerinnsel in eine Vene geschwemmt und verschließt sie, kann diese Thrombose Lebensgefahr bedeuten. Blockiert das verklumpte Blut feine Blutbahnen in Gehirn oder Lunge, handelt es sich um einen Schlaganfall oder eine Lungenembolie.
3 Warnzeichen, die für eine Thrombose sprechen und die dich am besten sofort zu deiner Ärztin oder deinem Arzt gehen lassen:
- Du hast starke Schmerzen im Bein, meist einseitige, aber nicht krampfartig.
- Die Wade oder das gesamte Bein sind gerötet und geschwollen.
- Bereits bestehende Krampfadern schwellen auffällig an.
Tipp: Du möchtest mehr über gesunde Ernährung in der Schwangerschaft wissen? Dann kannst du mit unserem Lebensmittel-Check ganz leicht herausfinden, welche Lebensmittel dich und dein Baby im Bauch besonders gut versorgen und auf welche du jetzt besser verzichtest.
Quellen:
- DAZ online: Magnesium über die Haut – ergibt das Sinn?, zuletzt aufgerufen 06.01.2023
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Ausgewählte Fragen und Antworten zu Magnesium, zuletzt aufgerufen 06.01.2023
- familienplanung.de: Beschwerden in der Schwangerschaft. Wadenkrämpfe, zuletzt aufgerufen 06.01.2023
- Luo L, Zhou K, Zhang J, Xu L, Yin W: Maßnahmen zur Behandlung von Beinkrämpfen in der Schwangerschaft, Cochrane Kompakt, Dezember 2020, zuletzt aufgerufen 06.01.2023