Artikelinhalt
- Warum brauchen Babys Schutz vor zu großer Hitze?
- Kann eine Wärmflasche in der Schwangerschaft dem Baby schaden?
- Worauf ist bei der Benutzung einer Wärmflasche in der Schwangerschaft zu achten?
- Bei welchen schwangerschaftstypischen Beschwerden wirkt Wärme wohltuend?
- Welche wärmenden Maßnahmen eignen sich außerdem?
Erwarten Frauen ein Kind, fallen für diese Zeit einige Medikamente weg, die sie vor ihrer Schwangerschaft eingenommen hätten, ohne groß darüber nachzudenken. Denn viele Wirkstoffe könnten das ungeborene Kind schädigen. Da die gute alte Wärmflasche kein Arzneimittel ist, bietet sie sich als praktischer, harmloser Helfer in der Not bei alltäglichen Beschwerden an, die auf Wärme gut ansprechen. Oder etwa nicht?
Warum brauchen Babys Schutz vor zu großer Hitze?
Im Leib der Mutter verfügt der Fötus noch über keine eigenen Wärmeregulationsmechanismen. Die entwickeln sich erst langsam nach der Geburt. Und auch Neugeborene zittern oder schwitzen noch nicht ausreichend, um auf Temperaturschwankungen gut genug zu reagieren. Das Gute im Babybauch: Hier dienen die Gewebeschichten von Gebärmutter und Bauchdecke als Isolierung. Zudem wirkt auch das Fruchtwasser regulierend, damit dem Baby nicht zu kalt oder zu heiß ist, sondern immer schön muckelig warm.
Bei einer Überhitzung der Mutter allerdings, also einer Erhöhung ihrer Kerntemperatur über 39 Grad, etwa durch länger anhaltendes, hohes Fieber, ist nicht zu spaßen. In der Frühschwangerschaft besteht die Gefahr von Fehlbildungen des Fötus an Gehirn und Wirbelsäule oder einer Fehlgeburt. Im weiteren Verlauf der Spätschwangerschaft kann eine Überhitzung zu vorzeitigen Wehen führen. Studienergebnisse aus den USA zeigen, dass eine erhöhte Hitzebelastung durch den Klimawandel das Risiko von Frühgeburten bereits erhöht hat.
Forschende aus Australien kamen in ihrer Metaanalyse allerdings kürzlich zu dem Schluss, dass weder Sport, noch warme Wannenbäder oder Saunagänge die Kerntemperatur von Schwangeren über 39 Grad erhöhen und daher – bei gesunden Frauen und einer normal verlaufenden Schwangerschaft – keine Gefährdung darstellen. Das gilt insbesondere, wenn sie an diese Aktivitäten bereits aus der Zeit davor gewöhnt sind.
Kann eine Wärmflasche in der Schwangerschaft dem Baby schaden?
Eher nicht, keine Sorge. „Grundsätzlich greifen bei der Verwendung einer Wärmflasche oder anderen wärmeabgebenden Produkten, wie Kirschkernkissen, die gleichen Regulierungsmechanismen des Körpers, wie auch in der Sauna", erklärt Markus Haist, Zweiter Vorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (BVF). Er kann deshalb beruhigen: "Der Wärmefokus ist hierbei jedoch lokal, so dass es zu einer gerichteten Wärmestrahlung kommt. Da im Körper der Schwangeren – wie auch beim Saunabesuch – der Blutfluss die Wärme unmittelbar abtransportiert und die Temperaturregulationsmechanismen einen Ausgleich herbeiführen (Schwitzen, verstärkte Durchblutung etc.) ist keine Beeinträchtigung des Kindes zu erwarten."
Worauf ist bei der Benutzung einer Wärmflasche in der Schwangerschaft zu achten?
Dennoch raten Expert:innen zu Vorsicht im Umgang mit der beliebten Gummiflasche. Vor allem in der Spätschwangerschaft, wenn das Baby nicht mehr frei im Fruchtwasser umherschwebt, sondern dicht unter der Bauchdecke liegt und so die Wärme mit einer geringeren Pufferzone unmittelbarer auf das Kind einwirkt. Dies sind die wichtigsten Tipps:
- Nicht zu heißes Wasser einfüllen. Kochendes Wasser aus dem Wasserkocher ist viel zu heiß. Schon beim Einfüllen kann es zu Verbrühungen kommen, außerdem besteht die Gefahr, dass die Gummiflasche platzt. Heißes Wasser aus dem Hahn ist warm genug, eine Temperatur von 40 Grad reicht für die Wärmflasche völlig aus.
- Auf Heizkissen besser verzichten. Elektrische Heizkissen lassen sich kaum regulieren, sie werden schnell zu heiß und eignen sich daher vor allem in der Schwangerschaft weniger.
- Sanftere Alternativen wählen. Ein Getreide- oder Kirschkernkissen erhitzt sich nicht so stark und hält die Wärme länger. Außerdem lässt sich bei diesen Wärmekissen die Temperatur ganz einfach mit einem Thermometer prüfen. Manchmal genügt sogar eine warme Hand des Partners oder der Partnerin. Und auch ein anschmiegsames Haustier – solange es sich bereit erklärt, an der richtigen Stelle liegen zu bleiben.
- Direkten Hautkontakt vermeiden. Die Wärmflasche entweder in einen Schal oder ein Handtuch einschlagen beziehungsweise nur über die Kleidung auflegen, um Hautreizungen zu vermeiden.
- Zeitlimit einhalten. Fachleute raten, eine Wärmflasche oder ein erwärmtes Kissen nicht länger als zehn Minuten am Stück anzuwenden. Lieber nach einer Weile erneut auflegen.
Bei welchen schwangerschaftstypischen Beschwerden wirkt Wärme wohltuend?
In der Frühschwangerschaft kommt es nicht immer nur zu Übelkeit sondern mitunter auch zu Bauchschmerzen. Während Schwangere bei Übelkeit und Brechreiz meist kein Gewicht auf dem Magen ertragen, kann bei krampfartigen Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen oder Blähungen die Wärme aber sehr angenehm sein.
Dehnen sich die Mutterbänder – sie halten die wachsende Gebärmutter in Position–, macht sich das häufig mit ziehenden Schmerzen in der Leiste und im seitlichen Unterbauch bemerkbar. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft, wenn das Baby im Bauch immer schwerer wird, treten dann auch vermehrt Rückenschmerzen auf. Eine nicht zu heiße Wärmequelle rechts oder links der Wirbelsäule oder, wenn sich die Mutterbänder melden, in der Leistengegend, bringt dann Linderung: "Durch die lokale oberflächliche Wärme und die verstärkte Durchblutung kommt es zu einer Muskelentspannung, die wohltuend sein kann", erklärt der Frauenarzt Markus Haist.
Auch wenn es mit den Wehen losgeht, bei Vor- und Senkwehen, tut eine nicht zu heiße, externe Wärmequelle gut.
Welche wärmenden Maßnahmen eignen sich außerdem?
Fröstelst du jetzt leichter, kannst du dir auch noch auf andere Weise einheizen: von innen.
- Tee trinken – das vertreibt die Kälte und versorgt dich außerdem mit Flüssigkeit. Informiere dich hier, welche Sorte Tee in der Schwangerschaft besonders geeignet ist.
- Pfeffer, Chili oder auch Ingwer eignen sich gut, um durch ihre Schärfe die Durchblutung der Verdauungsorgane anzuregen, was wohlige Wärme erzeugt. Aber immer in Maßen genießen.
- In Bewegung bleiben – die eiskalten Füße unter der Wolldecke wollen einfach nicht auftauen? Dann zieh dich an, geh raus und mache einen Spaziergang. Der Kreislauf kommt in Schwung und die Wärme breitet sich wieder im Körper aus.
Experte: Markus Haist, Zweiter Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (BVF) und fachärztlicher Experte der Webseite www.schwanger-mit-dir.de
Quellen:
- Familienplanung.de: Beschwerden in der Schwangerschaft: Mutterbandschmerzen, zuletzt aufgerufen am 24.10.2022
- Frauenärzte im Netz: Kindliche und mütterliche Entwicklung in den Schwangerschaftsdritteln, zuletzt aufgerufen am 24.10.2022
- Medical Tribune: Klimawandel – Hitze, Feinstaub und Ozon erhöhen das Risiko für Frühgeburten, zuletzt abgerufen am 24.10.2022
- Ravanelli, Casasola, English, Edwards, Jay: Heat stress and fetal risk, British Journal of Sports Medicine, zuletzt abgerufen am 24.10.2022