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Kühle Luft statt Wasser und Wärme
DRINNEN:
Das Element der ersten neun Monate – Wasser. Gerade mal zehn Wochen nach der Zeugung paddelt das kleine Wesen – es ist von Kopf bis Fuß etwa zwei Zentimeter groß – schon mit den Händen im Fruchtwasser. Es spürt den sanften Widerstand der Flüssigkeit, es liegt weich auf dem Wasserpolster, es wird fast wie in Schwerelosigkeit getragen. In der "Raumkapsel" deines Babys ist es immer 37 Grad warm. Ganz egal, ob du in der Sonne liegst oder einen Winterspaziergang machst.
DRAUSSEN:
Auf der Welt angekommen, spürt dein Baby zum ersten Mal Luft auf der Haut. Stell dir vor, wie es ist, nach langem Schwimmen im warmen Wasser an Land zu gehen – so ähnlich fühlt sich dein Kleines an seinen ersten Lebenstagen. Die warme Hülle ist weg! Deshalb wird das Baby gleich nach der Geburt mit vorgewärmten Tüchern bedeckt. Warte bitte ein bisschen mit dem Auspacken. Das Baby braucht etwa eine Stunde, bis es die Luft auf der Haut gut verträgt

Geräusche und Ruhe statt Klangteppich und Schaukeln
DRINNEN:
Etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche ist das Gehör deines Babys entwickelt. Im Bauch gibt es viel "Futter" für die Ohren: das Rauschen deines Blutes durch die großen Gefäße, das Gluckern und Glucksen in Magen und Darm, das Wummern deines Herzschlags. Geräusche von draußen sind immer überlagert vom Klangteppich im Bauch. Selbst wenn du schläfst, wird dein Kleines geschaukelt. Dein Plusschlag ist als leises Zittern spürbar. Treppensteigen, Spazierengehen – intensive Anschubser für die "Babyschaukel".
DRAUSSEN:
Auf der Welt ist es für das Neugeborene laut. Und zugleich ungewohnt still. Stimmen, Türenknallen – alles dringt ohne Filter ans Babyohr, und dann ist plötzlich alles ruhig. Für Neugeborene kann das beängstigend sein, weil sie an Geräsche gewöhnt sind. Deshalb lieben sie es auch so, auf Mamas oder Papas Bauch zu schlafen und wieder den Herzschlag zu spüren. Sie mögen die "Unruhe" des Familienlebens viel lieber, als abgeschirmt in einem stillen Zimmer zu liegen.
Hunger statt Rundumversorgung
DRINNEN:
Im Mutterleib wird dein Kind gleichmäßig versorgt. Erst gegen Ende der Schwangerschaft übt der Magen, wie sich voll und leer anfühlen: Das Kleine trinkt Fruchtwasser und scheidet es wieder aus. Aber Hunger? Unbekannt. Die Rundumversorgung kennt keine Pause. Auch wenn dein Baby schläft, pumpt dein Herz beständig Nahrung zu ihm hin. Und auch wenn du schläfst, nimmt sich dein Kleines, was es braucht.
DRAUSSEN:
Gleich nach der Geburt geht es deinem Baby wie einem Sportler nach einer großen Anstrengung. Erst einmal braucht es Ruhe und nicht gleich etwas zu essen. Und doch ist es wichtig, dass du dein Kleines schon im Kreißsaal zum ersten Mal an die Brust legen. In den ersten ein bis zwei Stunden nach der Geburt ist das Saugbedürfnis beim Baby besonders ausgeprägt. Wenn es jetzt nuckelt, fasst es gleichzeitig Vertrauen in die Welt – da ist Mama, die mich weiter nährt.
Berührt statt unangetastet
DRINNEN:
Schon in der zwölften bis 16. Schwangerschaftswoche entwickelt sich der Tastsinn. Dein Baby spürt, wenn seine winzigen Hände die Hülle der Fruchtblase berühren, seine Knie gegen die Gebärmutterwand stoßen. Ab etwa der 20. Woche hat dein Kleines die Händchen oft an Mund und Wangen. Der Reiz weckt die Nervenenden – im Mundbereich müssen sie besonders fit sein, damit das Baby saugen kann. So eng dein Kind im Mutterleib aber auch mit dir verbunden ist: Seine Haut ist ganz und gar unberührt von Außenreizen.
DRAUSSEN:
Du wirst nie vergessen, wie sich dein Baby beim allerersten Streicheln angefühlt hat! Und viele moderne Hebammen und Geburtshelfer sind überzeugt: Auch das Baby merkt sich die erste Berührung. Deshalb fassen sie das Neugeborene nur so viel wie nötig an und warten mit Untersuchungen, bis das Kind viele zarte Berührungen bekommen hat. Für die Tests ist auch noch eine Stunde später Zeit. Das Kleine soll sich deine "Hautsprache" einprägen. Unverwechselbar Mama, die da die Hand an meinem Köpfchen hat!
Luftholen statt Sauerstoff
DRINNEN:
Nicht nur Nahrung, auch Sauerstoff fließt über die Nabelschnur ununterbrochen zu deinem Baby. Es kennt keine Atemnot. Das Blut des Ungeborenen ist immer annähernd gleich mit Sauerstoff gesättigt. Sein Kreislauf funktioniert noch "umgekehrt" – das sauerstoffreiche Blut aus der Nabelschnur fließt zum Herzen hin, wird von dort durch den Babykörper gepumpt, die große Bauchschlagader bringt dann das Blut zum Auffrischen an die Mutter zurück.
DRAUSSEN:
Schon wenn das Köpfchen geboren ist, Nase und Mund frei sind, holt das Baby zum ersten Mal Luft: In diesem Augenblick werden die Weichen im Kreislauf umgelegt, die Lungen entfalten sich und bringen von nun an den Sauerstoff ins Blut. Regelmäßig atmen ist eine Kunst, die dein Baby noch üben muss. Gerade im Schlaf schnauft es oft ganz flach und leise. Und japst dann heftig nach Luft, wenn es mehr Sauerstoff braucht.
Weiter Raum statt geschützter Enge
DRINNEN:
Die Beine angezogen, das Köpfchen passgenau im Becken – in den letzten Wochen vor der Geburt kann sich dein Baby nicht mehr raumgreifend bewegen. Das Kleine sitzt wie ein Küken im Ei. Es ist eine warme, geschützte Enge. Körperkontakt rundum.
DRAUSSEN:
Auf der Welt hat dein Baby von einem Augenblick zum anderen viel Raum um sich. Es breitet die Arme aus und stößt nirgendwo an. Es streckt die Beine, kein strammer Widerstand. Freier Raum über dem Köpfchen statt einer knöchernen Kapsel. Die neue Freiheit kann dein Baby irritieren. Deshalb beruhigt es sich am besten, wenn du es fest in den Armen hältst. Viele Babys werden auch ruhiger, wenn sie ein dünnes Mützchen tragen. Nicht nur wegen der gewohnten Wärme: Eine Hülle um den Kopf gibt ihnen Halt. Manche Babys suchen diesen Halt so sehr, dass sie mit aller Kraft im Bettchen nach oben robben – sie zwängen sich ans Korbgeflecht vom Stubenwagen oder an die Bettstäbe. Es dauert etwa sechs Wochen, bis sie sich das "Beckengefühl" nicht mehr zurückholen.
