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Schmerzmittel in der Schwangerschaft Wie gefährlich sind Ibu, Paracetamol und Co. für dein Baby?

Schmerzmittel Schwangerschaft: Schwangere liest stirnrunzelnd den Beipackzettel eines Medikamentes
© Antonioguillem / Adobe Stock
Die meisten Schwangeren verzichten auf Schmerzmittel und liegen damit meistens genau richtig. Haben werdende Mamas aber starke Schmerzen, kann das auch dem Ungeborenen schaden. Wir erklären, welche Schmerzmittel für Schwangere empfohlen werden und welche Alternativen es zu dem Griff zur Schmerztablette gibt.

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Schwanger zu sein ist keine Krankheit. Und dennoch drückt, zwickt und zieht es im Laufe der neun Monate an allen möglichen Stellen. Das ist normal und natürlich, schmerzt aber dennoch. Kommen jetzt noch Verletzungen, chronische Erkrankungen oder eine unvorhergesehene Operation hinzu, ist es oft vorbei mit dem Verzicht auf Schmerzmittel. Gut zu wissen, dass es einige Arzneien gibt, die nur ein sehr geringes Risiko für das Ungeborene haben und daher als unbedenklich für Schwangere gelten.

Sind Schmerzmittel in der Schwangerschaft erlaubt?

Alles, was ihr in der Schwangerschaft zu euch nehmt, kommt in irgendeiner Form auch beim Baby an. Das gilt für Nahrungsmittel ebenso wie für Medikamente. In der Schwangerschaft ist es also besonders wichtig, kritisch mit der Medikamenteneinnahme zu sein. Über die Nabelschnur gelangt der Wirkstoff in den Blutkreislauf des Embryos und kann einen negativen Effekt auf seine Entwicklung haben. Bei der Bewertung des Risikos kommt es auf das Mittel, seine Dosierung und die Einnahmedauer an. Im ersten Trimenon empfehlen Expert:innen andere Mittel als in den letzten beiden Schwangerschaftsdritteln.

Dabei betonen Mediziner:innen immer wieder den bekannten Leitspruch: So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Darin stecken im Grunde zwei Botschaften an werdende Mamas: Wenn es auch ohne Schmerzmittel geht, ist das am sichersten für das Baby. Aber: Wenn du starke, vielleicht sogar chronische Schmerzen hast und du dauerhaft unter der Situation leidest, ist weder dir noch deinem Baby geholfen, es mit aller Macht aushalten zu wollen. Denn der Stress, den deine Schmerzen für das Kind bedeuten, kann unter Umständen schlimmere Auswirkungen haben als eine ärztlich überwachte Schmerztherapie. 

Welche Schmerztabletten sind für Schwangere am besten?

Welches Schmerzmittel für dich und deine akuten oder chronischen Schmerzen das Beste ist, besprichst du im Idealfall mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen. Auch wenn du es sonst gewohnt bist, dich mit dem schnellen Griff zur Kopfschmerztablette selbst zu therapieren – in der Schwangerschaft ist es wichtig, Schmerzmittel nur nach Rücksprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt einzunehmen. Diese Schmerzmittel kommen dabei in die engere Auswahl:

Paracetamol

Als sicherstes Schmerzmittel während Schwangerschaft gilt Paracetamol. Es kann in allen Schwangerschaftsdritteln eingenommen werden. Das Internetportal embryotox, auf dem Expert:innen des Berliner Universitätsklinikums Charité Medikamente in Hinblick auf eine mögliche Gefährdung des Babys während Schwangerschaft und Stillzeit bewerten, stuft Paracetamol als Mittel der Wahl bei akuten Schmerzen und Fieber ein. Wenn es nur über kurze Zeit und in der am niedrigst wirksamen Dosierung eingenommen wird, halten sie das Medikament für unbedenklich für Mutter und Kind. 

Es gibt aber auch Forscher:innen, die vermuten, dass der Wirkstoff Paracetamol die Entstehung eines späteren Hyperaktivitätssyndroms von Kindern begünstigen könne. Ein Zusammenhang zwischen der Einnahme des Schmerzmittels und einem Auftreten von Hodenhochstand bei Jungen sowie einem vermehrten Auftreten von Asthma gilt bislang als eher unwahrscheinlich. Studien, die darauf hindeuten, werden in der Fachwelt aufgrund von zu geringen Fallzahlen kritisch beurteilt.

In unserem Artikel zu Paracetamol in der Schwangerschaft könnt ihr das noch genauer nachlesen.

Ibuprofen

Das Schmerzmittel Ibuprofen (oft Ibu abgekürzt) gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und gilt als sicheres Schmerzmittel in der Frühschwangerschaft. Es wirkt gegen Schmerzen und Entzündungen und ist laut embryotox im ersten Trimenon Mittel der Wahl. Ab der 28. Schwangerschaftswoche wird Ibuprofen (und auch andere NRSA) hingegen nicht mehr empfohlen. Der Grund: Der Wirkstoff kann im 2. und 3. Trimenon zu Herz- und Nierenproblemen beim Baby führen.

Der Vorteil gegenüber Paracetamol: Es wirkt besser gegen starke Schmerzen. Aber Vorsicht: Wie bei allen Schmerzmitteln gilt, dass ihr es auch im ersten Trimenon nur so kurz wie möglich einnehmen solltet. Halte in Sachen Dauer und Dosis bitte zuvor Rücksprache mit deiner Ärzt:in.

Noch mehr Infos findet ihr in unserem Artikel zu Ibuprofen in der Schwangerschaft.

Acetylsalicylsäure (ASS)

Von der Einnahme des Wirkstoffes (zum Beispiel Aspirin) wird während der Schwangerschaft in der Regel abgeraten. Die Arzneimittel-Expert:innen von embryotox stufen ASS nur als Mittel der 2. Wahl im ersten Drittel der Schwangerschaft ein. Ab der 28. Woche darf es nicht mehr verwendet werden. Das liegt daran, dass die Einnahme von Aspirin zu einem verfrühten Verschluss des sogenannten Ductus arteriosus (DA) führen könne. Die fetale Verbindung zwischen Lungenschlagader und Aorta soll sich im Normalfall erst nach der Geburt schließen.

Auch bei der werdenden Mutter kann das Medikament zu Nebenwirkungen führen. Die Gabe von Aspirin kann die Gebährmutterkontraktionen hemmen und die Geburt verlangsamen. Acetylsalicylsäure wird in einigen Fällen aber zur Vermeidung einer Fehlgeburt oder Präeklampsie eingesetzt. Die sehr geringe Dosierung, die dabei angewendet wird, gilt allerdings als ungefährlich für das Baby.

Opioide

Bei stärksten Schmerzen kann deine Ärzt:in es auch in der Schwangerschaft für notwendig halten, dir Opioide zu geben. Etwa nach einer Operation oder bei schweren Tumorschmerzen. Die Entscheidung liegt in jedem Fall bei der Mediziner:in. Die gute Nachricht: Opioide werden von Ungeborenen in der Regel gut vertragen und dürfen daher in der gesamten Schwangerschaft eingesetzt werden. Der Nachteil: Da durch die Gabe auch eine Abhängigkeit beim Kind entstehen kann, muss das Baby nach der Geburt fachärztlich betreut werden.

Das müsst ihr bei der Einnahme von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft beachten

  1. Schmerzmittel nur einnehmen, wenn alternative Behandlungen nicht helfen.
  2. Für die Dosierung und Dauer gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
  3. Keine Kombinationspräparate (wie zum Beispiel Thomapyrin) einnehmen.
  4. Vor der Einnahme immer Rücksprache mit deiner Ärzt:in halten.
  5. Laufende Therapien oder Langzeitmedikationen nicht eigenmächtig absetzen.
  6. Schmerzmittel nur aus der Apotheke beziehen.
  7. Auch Naturheilmittel nur in Absprache mit einer Mediziner:in nehmen. Sie können ebenfalls Giftstoffe oder Substanzen enthalten, die für das Ungeborene schädlich sind.  

Alternative Schmerzlinderung in der Schwangerschaft

Nicht nur Medikamente helfen gegen Schmerzen. Vielleicht kannst du Verspannungen, Kopf- oder Rückenschmerzen auch mit natürlichen Maßnahmen in den Griff bekommen:

Wärme: Egal ob warmes Körnerkissen oder Wannenbad – Wärme entspannt und hilft gegen Rücken- oder Bauchschmerzen. Aber bitte nicht zu heiß, sonst könnten vorzeitige Wehen ausgelöst werden. Auch Wärmepflaster sind in der Schwangerschaft eher nicht zu empfehlen, da die Wirkstoffe durch die Haut in den Körper gelangen. 

Pfefferminzöl: Das altbekannte Mittel hilft gegen Spannungskopfschmerzen. Einfach dünn auf Stirn und Schläfen auftragen und zur Ruhe kommen.

Massagen und Co.: Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto mehr Gewicht schleppst du mit dir herum. Leider ist es auch noch ungünstig verteilt. Die Folge sind eine ungesunde Haltung und zunehmende Verspannungen. Massagen und Physiotherapie helfen, sie zu lösen. Bis zu zehn Behandlungen zahlt deine Kasse, wenn dein:e Ärzt:in sie dir verordnet.

Akupunktur: Die fernöstliche Therapie wird von vielen Ärzt:innen bei Schmerzen im Bereich des Beckenbodens empfohlen. Leider wird die Behandlung nur selten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Bewegung: Ein Spaziergang reicht oft schon, um leichte Verspannungen oder Kopfschmerzen zu vertreiben. Gegen Rückenschmerzen ist Schwimmen oder Wassergymnastik eine gute Therapie. Auch viele Yoga-Übungen eignen sich für Schwangere.

Schlafen: In der Nacht kannst du neue Kraft tanken und dich entspannen. Kein Problem, wenn du mit deinem ersten Baby schwanger bist. Aber wenn das Geschwisterchen dir den Schlaf raubt, muss jetzt der Papa ran. Alternativ kannst du aber auch versuchen, gemeinsam mit deinem Kleinkind ein Mittagschläfchen einzulegen.

Bewusste Ernährung: Viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt halten den Blutzucker im Gleichgewicht. Ausreichend Flüssigkeit (am besten Wasser und ungesüßter Tee) beugt Kopfschmerzen vor.

Schmerzmittel am besten schon bei Kinderwunsch weglassen

Besteht ein Kinderwunsch, solltet ihr mit Schmerzmitteln ebenso kritisch umgehen als wärt ihr bereits schwanger. Denn schließlich wisst ihr zum Zeitpunkt der Einnahme einer Tablette ja nicht, ob es nicht vielleicht schon geklappt hat.

Leidest du unter einer chronischen Erkrankung oder nimmst aus einem anderen Grund regelmäßig Arzneimittel ein, hilft ein Medikamenten-Check. Schreib zusammen mit allen deinen behandelnden Ärzt:innen alle Mittel, deren Dosis und Einnahmedauer genau auf. Diesen Medikationsplan legst du dann deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen vor und besprichst mit ihr oder ihm, ob Medikamente darunter sind, die einen Embryo schädigen könnten. So schützt du dein Baby schon vor der Schwangerschaft.

Quellen:

ELTERN

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