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Zytomegalie CMV-Infektion: Ansteckung, Symptome und Behandlung

Zytomegalie: Blutprobe-Röhrchen mit Cytomegalovirus Test
© luchschen
Zytomegalie ist eine Virusinfektion, die in der Schwangerschaft gefährlich für das ungeborene Baby werden kann. Das Tückische: Häufig verursacht die Infektion keinerlei Symptome. Hier erfährst du, wie CMV übertragen wird und wie du dich davor schützen kannst.

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Die Infektionskrankheit Zytomegalie (auch Cytomegalie oder CMV-Infektion) verläuft bei gesunden Erwachsenen häufig unbemerkt. Auslöser ist das Zytomegalie-Virus (CMV), das im Körper hauptsächlich die Speicheldrüse befällt. Es gehört zur Gruppe der Herpesviren. Nach einer ausgestandenen ersten Infektion verbleibt das Virus lebenslang im Körper.

Ähnlich wie bei Lippenherpes und Gürtelrose kann es jederzeit reaktiviert werden und eine erneutes Aufflammen auslösen. Insbesondere bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem kann die Krankheit sehr schwer verlaufen.  

Was macht Zytomegalie in der Schwangerschaft so gefährlich?

Besondere Bedeutung hat eine Erstinfektion während der Schwangerschaft, denn eine Mutter kann CMV auf ihr ungeborenes Kind übertragen – und das kann schwerwiegende Folgen für das Ungeborene haben.

Überträgt sie die Viren über die Plazenta (das Risiko liegt bei etwa 40 Prozent und hängt stark von der jeweiligen Schwangerschaftswoche ab, in der die Frau sich infiziert hat), können nach der Geburt zum Beispiel Hörstörungen, neurologische Entwicklungsstörungen, Gelbsucht oder Augenprobleme die Folgen sein. Im allerschlimmsten Fall kann eine Infektion für das ungeborene Kind sogar lebensgefährliche Formen annehmen.

Und: Eine Ansteckung ist auch nach der Geburt noch möglich, etwa durch Speichel oder die Muttermilch.

Wie häufig tritt eine Infektion mit Zytomegalie auf?

Zytomegalie ist weltweit verbreitet. „Je schlechter die hygienischen Bedingungen und je ärmer die Länder sind, desto höher ist die Infektionsrate. In Deutschland hat etwa jede zweite Frau bereits eine Infektion mit CMV vor der Schwangerschaft durchgemacht“, sagt Anke Diemert, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Oberärztin am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf.

„Für die übrigen ca. 50–70 Prozent der Frauen besteht trotzdem kein Grund zur übertriebenen Sorge, denn die meisten der mütterlichen CMV-Primärinfektionen in der Schwangerschaft bleiben ohne negative Folgen für das Kind. Denn selbst wenn eine Schwangere erkrankt ist, heißt das noch lange nicht, dass sie das Virus auch an ihr Kind weitergibt oder das dieses hierdurch geschädigt wird.“

Aktuellen Studien zufolge kommen etwa zwei bis sechs von tausend Neugeborenen mit einer angeborenen CMV-Infektion zur Welt. Nur eher selten leidet dann ein Baby an gravierenden Schädigungen.

Wie wird Zytomegalie übertragen?

Zytomegalie ist hoch ansteckend und zählt zu den häufigsten angeborenen Viruserkrankungen bei Neugeborenen, eben weil infizierte Mütter das Virus noch im Mutterleib an ihre Kinder übertragen können. Außerdem wird CMV sowohl über die Luft, zum Beispiel beim Husten oder Niesen, als auch durch den Kontakt mit Urin, Muttermilch, Speichel und Blut übertragen.

Insbesondere Kinder bis zum dritten Lebensjahr scheiden über ihren Urin und den Stuhlgang größere Mengen des Virus aus. Schwangere, die noch keine CMV-Infektion durchgemacht und bereits ein Kleinkind haben, wird daher empfohlen, besondere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und sich zum Beispiel nach dem Wickeln gründlich die Hände zu waschen oder dabei Einmalhandschuhe zu benutzen.

Für Erzieherinnen im U3-Bereich gilt sogar ein Beschäftigungsverbot für die gesamte Dauer ihrer Schwangerschaft, sofern sie seronegativ sind, also noch keine Erkrankung mit Zytomegalie durchgemacht haben. 

Welche Symptome treten auf?

Die Symptome, die durch das Zytomegalievirus verursacht werden, sind sehr individuell und abhängig von Gesundheit und Stärke des Immunsystems und dem Zeitpunkt der Infektion. Bei gesunden Erwachsenen und Kindern verläuft die Zytomegalievirus-Infektion in der Regel symptomlos. Manche der Betroffenen leiden an unspezifischen grippeähnlichen Beschwerden wie Abgeschlagenheit oder geschwollenen Lymphknoten. Haben Menschen allerdings ein schwaches Immunsystem, verläuft CMV häufig mit schweren Symptomen, wie etwa:

  • Lungenentzündung
  • Fieber
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Entzündung des Dickdarms
  • Entzündung der Netzhaut

Symptome beim Baby

90 Prozent der Babys, die sich noch im Mutterleib mit Zytomegalie infizieren, sind nach der Geburt zunächst gesund. Nur bei etwa jedem zehnten Kind davon können Spätfolgen auftreten, zum Beispiel Hörschädigungen oder mildere Entwicklungsverzögerungen. Die übrigen 10 Prozent zeigen bei der Geburt folgende Symptome:

  • Gelbsucht
  • Geringes Geburtsgewicht bzw. Frühgeburt
  • Mikrozephalie (zu kleiner Kopf)
  • Vergrößerte Leber
  • Vergrößerte Milz
  • Verkalkungen im Gehirn
  • Hörschäden
  • Einblutungen in die Haut (Petechien)

Wie wird die Zytomegalie-Infektion festgestellt?

Ob eine Frau bereits infiziert ist oder nicht, können Ärzt:innen nur anhand einer Blutprobe feststellen. Dafür wird etwas Blut aus der Armvene entnommen und in ein Labor zur weiteren Untersuchung geschickt. Die Ergebnisse liegen meist bereits einige Tage später vor.

Wie kann ich eine Infektion verhindern?

Aufpassen sollten vor allem Schwangere, die noch nicht mit CMV in Kontakt kamen und bereits ein Kind haben. Denn das Virus kann auch von Kleinkindern, die keine Symptome zeigen, mit dem Urin oder dem Speichel ausgeschieden werden. Anke Diemert rät deshalb dazu, „sich besonders nach dem Wickeln gründlich die Hände zu waschen und das Kind – auch wenn es schwerfällt – nicht auf den Mund zu küssen.

Gegenstände, die mit Körperflüssigkeiten in Berührung kamen, also Schnuller, Besteck und Spielzeug zum Beispiel, am besten gründlich reinigen.“

Wenn du bereits Mutter bist, weißt du natürlich, dass sich das häufig leichter anhört, als es sich umsetzen lässt. Aber Diemert macht Mut: „Natürlich ist es im Alltag oft schwer, diese strengen Hygienemaßnahmen einzuhalten. Aber der Zeitraum ist ja auch auf die Schwangerschaft begrenzt und Mütter können dadurch wirklich viel dazu beitragen, dass sich ihr Baby im Mutterleib nicht ansteckt.“

Ist ein CMV-Test in der Schwangerschaft sinnvoll?

Hast du bereits unbemerkt eine CMV-Infektion durchgemacht hast, bist du vor einer Erstinfektion in der Schwangerschaft geschützt. Mit dem Test auf Zytomegalie, einem einfachen Bluttest, lässt sich feststellen, ob du bereits Antikörper gegen das Virus entwickelt hast oder nicht.

Ist der Test positiv, musst du dich nicht sorgen, denn vor allem eine Erstinfektion während der Schwangerschaft kann für dein Baby gefährlich werden. Ist der Test negativ, weißt du, dass du besonders im Umgang mit Kleinkindern vorsichtig sein solltest und den Kontakt zu Körperflüssigkeiten am besten meidest.

Zahlt die Krankenkasse den CMV-Test?

Bisher ist der Test leider nicht in den Mutterschaftsrichtlinien enthalten. Er gehört zu den so genannten IGeL-Leistungen. Eine Schwangere, die sich auf Zytomegalie testen lassen möchte, muss dafür im Moment ca. 15 Euro bezahlen.

Aber: Wenn der Arzt bereits Auffälligkeiten beim Ungeborenen festgestellt hat, beispielsweise Wachstumsverzögerungen, wird der Test derzeit automatisch durchgeführt und von der Kasse bezahlt. Auch wenn du in der Kinderbetreuung arbeitest, musst du die Kosten nicht selbst tragen – dann zahlt dein Arbeitgeber.

Was, wenn ich mich während der Schwangerschaft mit CMV infiziert habe?

Keine Panik, das bedeutet nicht automatisch, dass dein Kind sich auch infiziert. In etwa 40 Prozent aller Fälle geben Mütter das Virus an ihre ungeborenen Kinder weiter. Aber nur bei etwa jedem zehnten bis fünften Kind davon treten später tatsächlich ernsthafte gesundheitliche Probleme auf.

Wichtig ist, dass du während deiner Schwangerschaft intensiv ärztlich betreut wirst und dabei auch immer die Entwicklung deines Kindes im Blick ist . 

Lese-Tipp: Ebenfalls riskant ist eine Erkrankung mit Windpocken in der Schwangerschaft – erfahre hier mehr dazu!

Wie wird Zytomegalie behandelt?

Wer ein gesundes Immunsystem hat, benötigt normalerweise keine spezielle Behandlung bei einer CMV-Infektion. Nur Menschen mit geschwächter Immunabwehr können mit sogenannten Virostatika behandelt werden. Das sind Präparate, die die Vermehrung von Viren hemmen. Für Schwangere kommt die Einnahme von Virostatika allerdings nicht infrage, denn sie können das Ungeborene schädigen.

Eine zugelassene Therapie der CMV während der Schwangerschaft, die eine Übertragung auf das ungeborene Kind verhindert, gibt es bislang nicht. Besonders im ersten und zweiten Drittel der Schwangerschaft kann eine Behandlung mit Immunglobulinen versucht werden. Das sind Antikörper, die von B-Lymphozyten gebildet werden, und die dem Körper helfen, das Virus abzutöten. „Immunglobuline werden der Schwangeren mit einer Infusion verabreicht und wirken am besten, wenn sie zeitnah zur Infektion eingesetzt werden“, so Diemert. Dabei handelt es sich um eine sogenannte "off label"-Behandlung, weil zwar Hinweise, aber noch keine Beweise für einen Nutzen bekannt sind .

Kann ich mein Baby trotz CMV-Infektion stillen?

Mütter können CMV über die Muttermilch an ihre Babys übertragen. „Für Neugeborene mit einem gesunden Immunsystem ist das allerdings kein Problem. Sie zeigen meist keine Symptome“, erklärt Anke Diemert.

Zu früh geborene Babys haben jedoch häufig ein deutlich schlechteres Immunsystem. Für sie kann eine Infektion eine Gefahr darstellen. Daher rät Diemert, Frühgeborene mit pasteurisierter Muttermilch über die Flasche zu ernähren. Durch das Pasteurisieren, also die kurze Erhitzung der Milch, werden die Viruspartikel nämlich deaktiviert.

„Heute wissen wir einfach, das Stillen in vielerlei Hinsicht für Babys enorm wertvoll ist. Daher ist die Entscheidung, ob eine CMV-positive Mutter ihr Kind stillen kann, immer eine Einzelfallentscheidung, die von der Gesundheit und dem Immunsystem des Kindes abhängt und nicht leichtfertig getroffen werden sollte.“


Medizinische Beratung: Privatdozentin Dr. med. Anke Diemert ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Oberärztin am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Im Rahmen der PRINCE-Studie (Prenatal Identification of Children’s Health) erforscht sie, welche Faktoren die Infektion eines Babys mit CMV im Mutterleib begünstigen und warum manche Kinder anfälliger für einen schweren Krankheitsverlauf sind als andere.

Quellen:

ELTERN

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