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Spina Bifida Tagebuch: Unser Kampf um Rosalie (2)

In der 15. Schwangerschaftswoche erfahren Virginia und Steffen, dass ihr Baby an einem offenen Rücken leidet. Der Arzt spricht von Querschnittslähmung und Wasserkopf. Und rät zum Schwangerschaftsabbruch. Aber die beiden kämpfen für ihre Tochter. Teil 2: Kann Rosalie im offenen Mutterleib operiert werden?

5. Januar

Schwangere Frau schaut auf Ultraschallbild
© KatarzynaBialasiewicz / iStock

Heute kam das Ergebnis der Fruchtwasseruntersuchung: keine Chromosomenschäden, also von dieser Seite grünes Licht für die OP. Endlich hat das Warten ein Ende, das die ganze Weihnachtszeit überschattet hat. Das Weihnachtsfest haben wir eigentlich nur für Amalia ausgerichtet. Wir Eltern hatten nur eine Frage im Kopf: Wird Prof. Meuli operieren?

6. Januar

Für die Voruntersuchungen fliegen wir zu zweit nach Zürich, mit dem ersten Flug am Morgen hin und mit dem letzten abends zurück. Im Ultraschall und im MRT kann man die offene Stelle genau sehen: Sie ist nicht von Haut bedeckt und auch nicht so tief, dass nicht operiert würde. Mit anderen Worten: Wir haben uns für den Eingriff qualifiziert! Prof. Meuli bestätigt: Ja, er macht es. Er wird unserem Kind helfen. Steffen und ich gucken uns an – und strahlen.
Dann spricht der Arzt mit uns noch über die Risiken: Das größte Risiko sind, dass das Baby wegen vorzeitiger Wehen zu früh zur Welt kommt. Die gute Nachricht: Noch nie ist eine Mutter oder ein Baby an den Folgen der OP gestorben.

7. Januar

Zuhause ist unser erster Gedanke: Wer kümmert sich um Amalia, wenn ich so lange weg bin? Zum Glück wollen nicht nur unsere Eltern helfen, sondern auch viele Freunde. Also stellen wir einen großen Betreuungsplan auf, und alle, die mit Amalia etwas unternehmen wollen, tragen ein, wann sie für was zur Verfügung stehen. So schön zu sehen, was für eine tolle Familie und Freunde wir haben!

11. Januar

So gut es geht, versuchen wir, Amalia zu erklären, was passieren soll: „Das Baby in Mamas Bauch ist krank, darum muss Mama ins Krankenhaus. Da wird das Baby wieder heile gemacht“.
Und für die Zeit, wenn ich nicht da bin, bereite ich für jede Woche ein Briefchen mit einem kleinen Geschenk vor. Highlight: ein kleines OP-Set von Playmobil, damit sie alles nachspielen kann.

31. Januar

Der absolute Tiefpunkt. Ich fühle mich so hin- und hergerissen! Was für eine Mutter bin ich denn, dass ich meine große Tochter so lange allein lasse? Aber was wäre die Alternative? Rosalie gehen lassen? Ihr doch nicht die besten Chancen auf ein gesundes Leben zu geben? Auf keinen Fall!
Familie und Freunde bauen mich wieder auf, soweit es geht. Und auch Steffen, Hochbau-Ingenieur und sonst eher pragmatisch, lerne ich in dieser Zeit von einer ganz neuen, sensiblen Seite kennen.

5. Februar

Mit gemischten Gefühlen verabschiede ich mich am Flughafen Tegel von Steffen. Der Trennungsschmerz ist groß, aber ich bin auch froh, dass es endlich losgeht. Unser Baby wird keinen offenen Rücken mehr haben! Bald können die freiliegenden Nerven nicht mehr durch das Fruchtwasser oder Schleifen an der Gebärmutterwand geschädigt werden!
Im Unispital Zürich werde ich sehr freundlich empfangen und die Vorbereitungen zur Operation starten auch sofort. Ich bekomme ein Medikament für die Lungenreifung des Babys, falls es viel zu früh kommt. Und Magnesium, um vorzeigten Wehen vorzubeugen. In drei Tagen will Prof. Meuli operieren.

Du wilst wissen, wie es weitergeht? Hier geht's zum 3. Teil des Tagebuchs

Den Anfang des Tagebuchs könnt Ihr hier lesen: 1. Teil: Die Diagnose. Und die Frage, ob eine riskante OP helfen kann

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