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Über den Dächern im Urlaub

Ein kurzweiliges Urlaubsvergnügen für Vater und Sohn ist auch möglich, wenn der Schnee fehlt. Ein Erfahrungsbericht von der Neubichler Alm.

Dieses Puzzle passt nicht so recht zusammen: 15 Grad Außentemperatur auf knapp 800 Meter Höhe Mitte Januar, "über den Dächern von Salzburg" und ein Mobiltelefon, das im Hotelzimmer stets auf den österreichischen Auslandstarif ONE umschaltet. Dabei befinden wir uns nach wie vor in Deutschland. Und zwar im einzigen Kinderhotel der Republik, das dem "Smiley-Verbund" angeschlossen ist: dem Familienparadies Neubichler Alm.

Wo ist die weiße Pracht?

Das Vier-Sterne Berg- und Sporthotel in Piding kann nichts dafür, dass wir diesmal einen Winter vorfinden, der zumindest bisher den Namen nicht verdient. Bei Temperaturen deutlich oberhalb der Fünf-Grad-Marke wird es auch schwierig für die Schneekanonen in den sonst weißen Gebieten der Umgebung. Die künstliche Pracht schmilzt so schnell wieder, dass es teures Wasser ist, das den Berg herunter rinnt. Und umweltfreundlich ist das Ganze auch nicht gerade. Das kann nicht im Sinne der Betreiber des Hotels sein, die unlängst zum dritten Mal die Goldmedaille "umweltbewusstes Hotel" erhalten haben.

Nachdem die alte Neubichler Alm 1978 komplett abbrannte, wurde das Berg- und Sporthotel Neubichler Alm mit 100 Betten, Haupthaus und Lärchenhaus und kleiner Landwirtschaft Ende 1982 neu eröffnet. Sieben Jahre später wurde die Idee zum Kinderhotel geboren und ein Spielplatz gebaut. 1998 erfolgte der Beitritt bei den Europäischen Kinderhotels (aktuell vier Smileys). Die jüngste Neuerung: Die Fertigstellung des Babyclubs mit Schlafstübchen und Wickelstation zu Weihnachten.

Atemberaubender Ausblick

Piding liegt nur wenige Autobahnminuten vor der Mozartstadt Salzburg. Das Hotel, das zum Testen auserkoren wurde, liegt 786 Meter über dem Meeresspiegel und bietet einen faszinierenden Ausblick auf Salzburg. Leider ohne Schnee, aber das Lichtermeer am Abend oder der Sonnenaufgang mit Blick auf das Tal oder auf die Alpen sind einfach atemberaubend.

Sparen will gelernt sein

Ganz nebenbei scheinen auch die Mobilfunkgesellschaften daran partizipieren zu wollen, denn das eigene Handy wählte sich im Zimmer immer in das ausländische Netz ein. Die Lufthoheit scheint den Bürgern aus dem Nachbarland zu gehören. Abhilfe schafft die Einstellung im Handy, dass man nur Netze aus dem Inland akzeptiert - ein hilfreicher Tipp einer der Kinderbetreuerin, die ursprünglich aus Berlin stammt und dieses "Phänomen" kennt. "Gehen Sie auf den Parkplatz, da müsste es klappen".

Gesagt, getan - Empfang mäßig, aber dafür günstiger. Weiteres Sparpotenzial bieten die österreichischen Tankstellen, sofern man keinen Dieselmotor im Fahrzeug hat und ein kleiner Outlet-Store ganz in der Nähe mit Marken wie Trigema, Manz oder adidas.

Kinderhotels und ihre Smileys

Über den Dächern im Urlaub
© eike f. huebner

Nachdem sich die Einzelteile des Puzzles doch in ein stimmiges Bild verwandeln, widmen wir uns der Unterkunft. Das Alleinstellungsmerkmal, dass es im 80-Millionen-Einwohner-Staat Deutschland nur ein Smiley-Hotel gibt und in Österreich dagegen zurzeit 42, verwundert nur so lange, bis man darauf gestoßen wird, dass die Marke "Die KinderHotels" in Österreich gegründet wurde und man ja fast dazugehört.

Drei, vier oder fünf Smileys sind zu vergeben, wobei jeweils unterschiedliche Kriterien zu erfüllen sind. Die Neubichler-Alm begnügt sich mit vieren der Sorte - um in die Highend-Kategorie aufzurücken, müsste beispielsweise eine Indoor-Softplayanlage oder eine dementsprechende Indoor-Spiellandschaft zusätzlich zum Betreuungsbereich vorhanden sein.

Kinder kommen nicht zu kurz

Die Kinder kommen dennoch nicht zu kurz. Es gibt zwar im unbetreuten Spielebereich eine Playstation, aber im Wochenprogramm finden sich vor allem zahlreiche Angebote, die in die Natur locken:

Pferdestallbesichtigung bei den Haflingern oder Shetland-Ponys, Besuch bei den Hasen, Ziegen oder Schafe füttern. Das Gelände ist umgeben von 240.000 Quadratmeter Wald und Hotelchef Günter fährt die Kleinen auf dem Trecker oder dem Alm-Express durch die Natur. Bei Regen wird im betreuten Bereich manchmal ein Theaterstück aufgeführt, auf jeden Fall aber gerne gebastelt - sei es einen Watteschneemann, ein Schafwolltier oder eine Papierperlenkette. Eine Passion der Hotelchefin ist das Töpfern, so dass die Kinder auch ihre eigenen Unikate erstellen können.

Full-Service inklusive

Im "Alm-Wastl-Kinderclub" werden die Kleinen ab zwei Jahren bis zu 66 Stunden in der Woche betreut. Während sich die Erwachsenen mit Halbpension begnügen, bei Bedarf aber mittags auch im Restaurant gegen Entgelt speisen können, stehen für die Kinder drei Mahlzeiten auf der Tagesordnung, die sie entweder im Restaurant oder im Kinderclub zu sich nehmen können. Altersgerechter und das Gemeinschaftsgefühl fördernd ist das Essen im Club, das täglich um 18 Uhr serviert wird. Zwischen 18.30 und 21 Uhr dürfen dann die Eltern ran und wenn die Kurzen noch nicht in den Federn liegen, werden sie bis 20 Uhr auch noch betreut.

Musikalische Früherziehung

Auch das Essen im Restaurant ist für die ganze Familie möglich, wobei das Ambiente eher auf die Erziehungsberechtigten zielt. Beispiel Freitag: Es gab Musik zum Essen und mein Kleiner schaute sich bereits sehr interessiert das Equipment des Alleinunterhalters an, der sich mit seinem Synthesizer neben die Salatbar platzierte. "Wir essen doch jetzt. Wieso dazu Musik?", wollte er wissen und schüttelte zugleich verständnislos den Kopf. Schlimmer noch: Mit den Händen hielt er sich die Ohren zu und trottete schnell am Musiker vor, der sich eine nettere Art der Motivation vorstellen kann. Die anderen Gäste schmunzelten.

Nachwuchs drängt zum "Limobrunnen"

Den Durst zu löschen ist im Kinderhotel einfach: Zwischen 10 und 20 Uhr kann sich der Nachwuchs am "Limobrunnen" schadlos halten - sei es mit Apfelsaft, Limonade oder Wasser. Zum Glück ist keine Cola dabei. Ansonsten wäre der Andrang vermutlich noch wesentlich größer. Eine Neuerung gibt es ab dem 01.04.2007 (kein Aprilscherz): Der "Alm-Wastl-Babyclub" öffnet seine Pforten und nimmt Kinder ab dem vierten Monat auf. Er hat täglich acht Stunden geöffnet und ist separiert vom betreuten Spielbereich der großen Kleinen.

Klaglos Tennis spielen

Die Betreuung der Kinder ist also gewährleistet, doch was fangen die Eltern denn mit der ungewohnten Freiheit an, wenn ihre Kinder unter sich sein wollen? Neben Ski fahren trägt das Hotel den Namen „Sport“ nicht zu Unrecht im Namen. Im so genannten Sportpark kann man sich mit einem klaglosen Tennis-Simulator messen, auf zwei Squash-Plätzen gegeneinander antreten, an der Kletterwand sein Können testen, im Fitnesscenter schwitzen oder im Sommer im Berchtesgadener Land golfen.

Sportanimateur gerät ins Schwitzen

Der Vorteil dabei ist, dass sich auch Teenager hier austoben können, die dem Kinderbereich entwachsen sind. Im Sportpark findet aber auch Programm statt, zumeist mit Sportanimateur Josef. Dieser Allrounder leitet unter anderem die Kinder-Schwimmkurse, übernimmt aber auch die Aufgabe, mit den Kleinen eine Stunde zu turnen. Gar nicht so einfach, eine Horde Vorschulkinder zu bändigen oder mit ihnen "Wer hat Angst vorm bösen Josef" (eine Art Fangen) zu spielen.

Schwimmkurs ist Klasse

Mein Kleiner fand es klasse und wollte wissen, wann wieder geturnt wird. Auch beim Schwimmkurs machte Josef eine gute Figur: "Und Frosch" animierte er die Probanden, die sich künftig auch ohne Schwimmreif über Wasser halten wollen. Mein dreieinhalbjähriger Paul ist dafür noch ein wenig jung, weil sich die Kinder ab fünf doch ein wenig mit der Koordination leichter tun. Mit dem Ruf nach dem grünen Quaker ist die saubere Beinarbeit gemeint, die Grundlage für das Brustschwimmen ist.

Rustikal-gemütliche Unterkunft

Noch ein Wort zur sauberen Unterkunft, die auch eher den Anspruch hat, gemütlich-rustikal daherzukommen, sich aber dennoch den Neuerungen nicht verschließt. Seit Neuestem steht Wireless Lan auf den Zimmern für diejenigen bereit, die auch im Urlaub nicht auf den Internetzugang verzichten wollen oder können. Für alle anderen, die sich nur einmal per E-Mail austauschen möchten, befindet sich ein PC im Empfangsbereich.

Was kostet der Freizeitspaß?

Last not least: Was kostet der Freizeitspaß? Der fehlende fünfte Smiley macht sich auch bei den Preisen bemerkbar, die etwas moderater ausfallen als bei den KinderHotels mit fünf Smileys.

Dennoch erleichtert eine Woche All-Inklusive-Urlaub den Geldbeutel. Ein Beispiel: Im März gibt es eine Wochenpauschale für zwei Erwachsene und einem Kind bis sechs Jahre (alle mit Vollpension) ab 855 Euro. Billig war es noch nie, seinen Sprößlingen etwas zu bieten. Aber wenn die Kleinen dann zufrieden sind und auf die Frage: "Und wie hat es Dir gefallen, Paul?" mit einem lachenden "Guuut" antworten, dann sind auch die Eltern zufrieden.

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