Kilometerlanger feiner Sandstrand, strahlend blauer Himmel, das Rauschen der Brandung und weit und breit kein Mensch. Nein, wir befinden uns nicht auf den Seychellen oder in der Karibik sondern tatsächlich in Portugal. Diese fast unendliche Weite hatte ich nicht erwartet und auch mein Mann ist überwältigt von der gigantischen Kulisse und den "super Surferwellen". Unseren vierjährigen Sohn Yannik lässt das Naturschauspiel kalt. Er ist glücklich damit beschäftigt, seine Schuhe randvoll mit Sand zu füllen.
Wir sind das erste Mal in Portugal. Und weil wir mit Kind unterwegs sind, haben wir uns für eine Route im Süden des Landes entschieden. Die Algarve ist zwar sehr touristisch, aber dafür sind hier Strände und Brandung auch für die Kleinsten weit gehend ungefährlich. Und abseits großer Vergnügungsparks, Hotelanlagen mit Kinderanimation und Bettenburgen finden sich auch noch kleine, gemütliche Unterkünfte. Etwas ursprünglicher ist die Provinz Alentejo im Westen Portugals. Die Küste sieht auf Fotos fantastisch aus, wild und unverbaut, weshalb wir wenigstens einen Abstecher dorthin einplanen.
Unsere knapp zweiwöchige Reise beginnt in Faro im Osten der Algarve. Es ist Oktober, die Saison ist eindeutig vorbei und auch das sonst so beständige Sonnenwetter legt eine Pause ein. Bei unserer nächtlichen Ankunft am Flughafen schüttet es wie aus Eimern. Späte Ausläufer des Hurrikans Katherina, heißt es. Mit einem Mietwagen fahren wir etwa 15 Minuten bis nach Almancil zu unserem ersten Hotel, der Quinta dos Amigos (www.quintadosamigos.com).
Als wir ankommen, ist es stockdunkel und wir sehen buchstäblich nichts außer einem großen Hund, der plötzlich auftaucht und uns Schwanz wedelnd begrüßt. Yannik klettert blitzschnell an mir hoch und klammert sich an mir fest wie ein Äffchen. Hinter dem Hund erscheint eine Dame, die mit ihrer natürlichen Schönheit aussieht, wie ein Hollywood-Star der 50er Jahre. Umwerfend. Es ist Isabel Vilela, die Chefin des Hotels. Sie heißt uns auf Englisch Willkommen, führt uns zu unserem Häuschen und während wir erschöpft unsere Taschen abladen, verschwindet sie. Fünf Minuten später ist sie wieder da, stellt uns ein Tablett mit einer Flasche Wein, Wasser, Brot, Schinken und Käse auf den Tisch und wünscht uns eine gute Nacht. Netter Einstand.
Farbspiele
Am nächsten Morgen scheint die Sonne und wir sehen erstmals, wo wir gelandet sind. Das Apartment hat eine Küche, zwei Zimmer, Bad und eine große Terrasse. Und es ist vor allem bunt hier. Die Wände und Mauern der kleinen Häuschen sind gelb, rot, blau oder grün gestrichen, Gardinen, Sofabezüge und Bettdecken haben alle unterschiedliche Muster und die Pflanzen vor den Fenstern sind eine einzige Blütenpracht in pink, orange, rosa und lila. Dazwischen ein blau leuchtender Swimmingpool unter Palmen. Ich fühle mich, wie in einem Suchbild: Je länger ich schaue, desto mehr Neues entdecke ich. Aufgemalte Hühner auf dem Mäuerchen entlang des Weges, ein steinerner Engel zwischen Farnen, ein kleiner Springbrunnen. Und über allem der intensive Duft von Lavendel. Ein kleines Paradies.
Weil ich keine Lust habe, schon wieder am Herd zu stehen, gehen wir in dem kleinen Gemeinschaftsraum frühstücken. Isabel und ihre zwei Helferinnen servieren frischen Orangensaft, Brot, Aufschnitt und Obstsalat. Und es gibt jeden Morgen eine kleine Überraschung, ein portugiesisches "Amuse Guele": Frittierte gefüllte Teigtäschchen zum Beispiel, Rührei mit Paprikagemüse oder Pfannkuchen mit portugiesischem Honig. Während wir noch genießen, unterhält sich Yannik mit Isabel, die gerade Lavendelbüsche zurück schneidet. Er spricht Deutsch, sie Englisch. Julian und ich können uns das Lachen nicht verkneifen. Es geht um den Hund. Yannik findet schließlich heraus, dass er Chicca heißt und eigentlich ein Mädchen ist. Zufrieden ziehen Kind und Hund von dannen.
Mindestens genauso beliebt wie Chicca sind bei jungen und auch älteren Gästen die Pferde des angrenzenden Reiterhofs. Je nach Können und Alter werden Stunden und Ausritte angeboten. Yannik, sonst nicht gerade ein Pferdenarr, will unbedingt auch mal reiten. Er macht einen Ausflug auf einem Pony - geführt natürlich, aber immerhin ohne Mami und Papi und etwa eine halbe Stunde lang. Mit vor Stolz geschwellter Brust berichtet er, wo sie überall waren. Schenkt man seinen Angaben glauben, muss das Pony Überschallgeschwindigkeit erreicht haben.
Bilderbuchstrände
Auf einer Landkarte hat uns Isabel die schönsten Strände der Gegend markiert. Wir machen uns auf den Weg nach Ria Formosa, einem Naturpark aus geschützten Watt- und Marschlandschaften. Nach einer zehnminütigen Autofahrt vorbei an Luxus-Golfplätzen und riesigen Villen sind wir da. Über einen langen Holzsteg gelangen wir durch den Park zu einer mächtigen Sandbank.
Auf dem höchsten Punkt angekommen verschlägt es uns die Sprache: Strand soweit das Auge reicht. Ich schaue nach links und sehe nur Strand. Ich schaue nach rechts und sehe auch nur Strand. Sonst nichts außer Himmel und Meer. Die Wellen sind an diesem Tag gewaltig. An Baden ist nicht zu denken, aber dafür wäre es wegen des Windes auch zu kühl. Stattdessen suchen wir Muscheln und haben schnell alle Taschen voll. Die Krönung ist eine kleine Kindergießkanne, die ich in einem Busch finde. Yannik freut sich, als wäre Weihnachten.
Am Nachbarstrand im Vale do Garrao sitzen ein paar Touristen in Julia’s Strandbar und genießen den grandiosen Blick auf das aufgewühlte Meer. Wir gesellen uns dazu, trinken "caf com leite" und "chocolate". Bis auf den kühlen Wind ist alles perfekt.
Schnecken!
Zurück in der Quinta dos Amigos verabschiedet sich Yannik sofort und flitzt zu seinen neuen Kumpanen Matthias und Jolle. Gemeinsam untersuchen sie die Filteranlage des "Schwimmingpools" und retten ein paar verirrte Schnecken. Die kleinen Tierchen werden von da an zur Leidenschaft unseres Sohnes. Ob in den Geranien, im Sand oder in unserem Wohnzimmer - überall baut Yannik kleine Häuser aus Gras und Laub für Schnecken, die er zuvor im Garten einsammelt. Die Tatsache, dass diese Tierchen ihr eigenes Haus auf dem Rücken tragen, ist für ihn kein Widerspruch zu seinem Bemühen. Wenn ich in Zukunft an Portugal denke, werden mir vor allem zwei Dinge einfalle: Lavendel und Schnecken.
Ausflüge in die Umgebung
Das Wetter wird nur stundenweise besser. Wir machen einen Ausflug nach Faro, eine typische südländische Stadt mit hübscher Fußgängerzone, vielen Cafs, kleinen Geschäften und - bei Regen nicht zu verachten - einem großen Einkaufszentrum.
Auch die Touristenhochburg Albufeira westlich von Faro sehen wir uns an. Direkt am Meer gelegen umschließt der alte Ortskern eine kleine Bucht mit schönem Strand, wo wir Dank Sonnenstrahlen und rapide ansteigenden Temperaturen tatsächlich baden können. Bei einem Eis am ehemaligen Fischmarkt, der heute vor allem von Souvenirshops geprägt ist, versuchen wir uns vorzustellen, wie es hier wohl in der Hochsaison zugehen mag. In Anbetracht der unzähligen Apartmenthochhäuser am Rand von Albufeira muss der kleine Ortskern im Sommer aus allen Nähten platzen.
Wir packen unsere Badesachen zusammen und fahren in die kleine Marktstadt Loul zum Abendessen. In einem Restaurant in einer Seitengasse werden wir trotz früher Stunde - es ist erst halb sieben Uhr - freundlich empfangen. Für Yannik wird sofort ein Kinderstühlchen angeschleppt. Das passiert immer, wenn wir mit unserem Sohn ein Lokal betreten. Die Portugiesen sind ausgesprochen kinderfreundlich und hilfsbereit. Wir bestellen Fisch und Kalamar, Yannik macht sich gleich über das frische Weißbrot her, das immer zum Essen gereicht wird. Als wir nach einem ausgiebigen und sehr guten Mahl das Lokal verlassen, freut sich Yannik, dass es schon dunkel wird. Denn wenn man so lange aufbleiben darf bis die Sterne am Himmel zu sehen sind, ist man schon fast erwachsen.
Kuhglocken zum Einschlafen
Wir verlassen Isabel und Chicca für eine Woche und fahren Richtung Westen in die Provinz Alentejo. Die ersten 90 Kilometer bis kurz nach Lagos gibt es eine Autobahn, dann schlängelt sich eine gut ausgebaute Landstraße durch das zusehends bergige Gelände. Die langen Sandstrände werden abgelöst durch steil ins Meer abfallende Kliffs mit spektakulären Buchten. Statt Palmen und Oleander dominieren Eukalyptus und Korkeichen die Landschaft, dazwischen Äcker und Weiden mit Kühen, Schafen und Ziegen. Yannik zählt Traktoren entlang unserer Strecke und gibt bei 17 auf, weil ihm die 18 nicht mehr einfällt. Für eine Eis-Pause verlassen wir bei der Auswanderer-Enklave Aljezur die Hauptstraße und folgen einer Stichstraße bis ans Meer nach Monte Clrigo, einem typischen Ferienort für Portugiesen aus Lissabon und Porto.
An einem Hang drängen sich bunte Häuschen, es gibt zwei Restaurants und - es wundert uns nicht mehr - einen Atem beraubenden Strand. Allerdings ist es hier außerhalb der Saison so einsam und verlassen, dass ich es schon fast als deprimieren empfinde. Also fahren wir weiter zu dem kleinen Bergdorf Odeceixe, um dort Mittag zu essen. Unser Sohn verdrückt fast ein halbes Huhn, nach portugiesischer Art mit Gemüse geschmort, Julian und ich essen wieder gegrillten Fisch, weil der in Portugal tatsächlich so gut schmeckt und günstig ist, wie es unser Reiseführer prophezeit hat. Danach geht es weiter bis in unser nächstes Hotel, die Herdade do Touril de Baixo www.touril.pt
Nach anfänglichen Schwierigkeiten - die Straßenkarten entsprechen nicht immer genau den tatsächlichen Begebenheiten - finden wir das Landgut inmitten von Feldern und Kuhweiden. Eine Auffahrt führt direkt zum Haupthaus des weiß getünchten und mit den landestypischen blauen Borten verzierten Hofes. Nach einem sehr freundlichen Empfang führt uns der Hausherr über das Anwesen. Die vor sechs Jahren restaurierten Gemeinschaftsräume und Zimmer tragen die Handschrift eines versierten Innenarchitekten: Landhausstil in warmen Blau-, Beige- und Brauntönen.
Bequeme Sessel und Sofas, ein Kamin, Blumenarrangements und originelle Lampen laden zum entspannten Buchlesen oder Fernsehen ein. Unser Zimmer ist schlicht, hell und freundlich, die Terrasse führt direkt in den Garten und zum Pool. Für Yannik wird noch ein Bett dazu gestellt. Eine Küche gibt es nur in den so genannten Suiten, wir haben wegen unseres kurzen Aufenthaltes darauf verzichtet. Eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellt. Denn morgens wird ein üppiges Frühstück serviert - mit Kuchen, was meine Jeans schnell enger werden lässt - und in dem Nahe gelegenen winzigen Fischerhafen Porto das Barcas gibt es zwei hervorragende Fisch-Restaurants, das A Barca Tranquitanas und direkt unten bei den Booten das O Sacas.
Nach dem Essen legt sich Yannik bereitwillig in sein Bett um dem gleichmäßigen Läuten der Kuhglocken zu lauschen, das von der angrenzenden Weide zu hören ist. Mit Babyphone ausgestattet genießen Julian und ich im Gemeinschaftsraum noch eine gute Flasche Rotwein aus der Provinz. Um draußen am romantisch beleuchteten Pool zu sitzen, ist es leider zu kalt. Außerdem bin ich bevorzugtes Opfer der Mücken. Aber auch so ist das Ambiente dazu angetan, die Seele baumeln zu lassen und die Ruhe zu genießen.
Preußisch ordentlich
Nachdem wir Yannik davon überzeugen konnten, dass die sieben Schnecken auf unserer Terrasse auch ohne seine Hilfe überleben werden, fahren wir nach Zambujeira do Mar, ein Ausflugs- und Badeort für die "Schönen" Lissabons. Kaum vorstellbar, dass hier im Sommer das Leben tobt und in der Strandbar cooler Jazz gespielt wird. Jedes Jahr im August findet sogar ein Rockmusikfestival statt, bei dem schon internationale Stars wie Oasis oder Guano Apes aufgetreten sind. Außerhalb der Saison herrscht allerdings beschauliche Ruhe, vor den wenigen geöffneten Cafs treffen sich die Alten des Ortes, diskutieren über das Wetter und sind vermutlich froh, dass all die verrückten jungen Leute wieder weg sind.
Das Städtchen wirkt sehr aufgeräumt, fast schon preußisch ordentlich mit seinen kleinen schlichten Häusern und den schmucklosen Vorgärten. Bei Rita, einer Bar, die im Sommer Haupttreffpunkt ist, trinken wir einen Kaffee und genießen den Blick auf die zerklüftete Küste und das Meer.
Genauso beschaulich wenn auch nicht ganz so ordentlich erscheint Vila Nova de Milfontes, an der Mündung des Rio Mira. Sie gilt als die attraktivste Kleinstadt zwischen Lissabon und Lagos. Abgesehen von der schönen Altstadt und einer restaurierten kleinen Burg mit Fremdenzimmern sind die Strände ein Touristenmagnet. Durch die meerbusenförmige Ausbuchtung gibt es kaum Seegang, so dass auch die Kleinen ungefährdet pritscheln können. Im Westen Portugals ist das eher die Ausnahme. Strände gibt es hier zwar mehr als genug, doch Brandung und Strömung sind sehr gefährlich und fordern alljährlich Todesopfer unter Touristen.
Treppe zum Meer
Nach drei Tagen Landleben und Kuhglocken packen wir wieder unsere Sachen und fahren zurück an die Algarve nach Lagos. Gleich angrenzend an die Stadt liegt Porto Ms und dort auf einem Felsplateau das gleichnamige Hotel, Clube Porto-Ms (www.clubeportomos.com). Die große Anlage sieht aus wie ein Feriendorf mit zweistöckigen Apartment-Häusern, üppig bepflanzten Gärten, Swimmingpool, Restaurant und das Beste: mit einer steilen Felsentreppe zum Strand. Das und der überdachte Pool machen das Hotel zum absoluten Favoriten unseres Sohnes. Baden, in den Wellen rumhopsen und Sandburgen bauen - mehr braucht ein Vierjähriger nicht zum glücklich sein. Nur die Quinta dos Amigos kann da mithalten, wegen Chicca. Der Hund wird auch von den buchstäblich Tausenden Schnecken nicht aufgewogen, die den Weg zum Strand bevölkern. Es sind so viele, dass Yannik sie wie den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen erst gar nicht sieht. "Wo ist eine Schnecke, Mami." – "Na, genau vor deinen Füßen." – "Oh. Oooohhhh!" Das Schneckenhäuser-Bauen gibt Yannik angesichts dieser Massen auf.
Obwohl die Hotelanlage für meinen Geschmack etwas austauschbar aussieht, muss ich zugeben, dass alles extrem funktional eingerichtet und deshalb gerade für Familien mit Kindern gut geeignet ist. In der Apartmentküche findet sich von der Mikrowelle über Pürierstab bis hin zum Korkenzieher alles, was man zum Kochen eines Fünf-Gänge-Menüs brauchen könnte. Die Zimmer sind großzügig und jede Wohnung hat einen Garten oder einen Balkon, teilweise mit Blick zum Meer. Wunderschöne Sonnenuntergänge und dazu der allgegenwärtige Duft von Lavendel versöhnen mein Individualistenherz.
Springendes Boot
Vom Hotel aus sind es fünf Minuten mit dem Auto zum öffentlichen Parkplatz der Altstadt von Lagos. Wir schlendern durch die engen Gassen, ich renne in jedes der zahlreichen Schuhgeschäfte und Julian vergnügt sich mit Yannik in vor Kitsch überquellenden Souvenirläden. Auf einem idyllischen Platz trinken wir den üblichen Caf com leite, dazu gibt es die sündhaft leckeren kleinen Vanillecrme-Törtchen und für Yannik seine neueste Entdeckung: ein Eis mit Kaugummi. Fast so schlimm, wie seine letzte Errungenschaft: Ein Eisbecher versteckt im überdimensionalen Kopf eines silbernen Plastik-Marsmännchens, das Skateboard fährt. Wirklich, so was gibt es. Mein Sohn schleppt dieses Wesen seit dem Verzehr des Inhaltes in seinem Rucksack überall hin mit und nachts wird es neben sein Bett gestellt.
Bester Stimmung erkunden wir den historischen Stadtkern von Lagos und stehen plötzlich vor einem Werbeplakat: Dolphin Watching. Delphine im offenen Meer beobachten! Sofort buchen wir einen Trip in einem der speziell dafür entwickelten Hochgeschwindigkeitsboote.
Am nächsten Morgen geht es los. Warm eingepackt besteigen wir mit sechs anderen Passagieren, einer Meeresbiologin und dem Kapitän das Schlauchboot. Kaum haben wir den Hafen verlassen, legt der Kapitän einen gehörigen Zahn zu. Die Spitze des Bootes ragt weit in die Luft und wir fliegen förmlich über das Wasser. Jede Welle lässt das Schlauchboot einen Satz machen und Yannik vor Freude kreischen: "Besser als Riesenrad fahren!" Der Fahrtwind macht eine Unterhaltung fast unmöglich und so halten wir alle hoch konzentriert Ausschau nach Delphinen.
Und tatsächlich - nach einer guten Dreiviertelstunde tauchen sie plötzlich vor uns auf. Eine Gruppe von etwa 20 Tieren, darunter einige Weibchen mit ihren Jungen, begleiten unser Boot, das jetzt ganz langsam vor sich hin tuckert. Wir sind alle hingerissen von der Schönheit und Anmut der Delphine, wie sie so mühelos durch das Wasser gleiten. Auch Yannik ist fasziniert und findet die Delphine "lieb". Nur etwas größer hatte er sie sich vorgestellt. Nach etwa 15 Minuten dreht unser Boot ab und jagt zurück in den Hafen. Die nächsten Passagiere warten schon.
Für die Postkarten, die wir etwas später schreiben, diktiert Yannik: "Ich bin mit einem Boot gefahren, das springen kann." Kein Wort über die Delphine. Die Prioritäten eines Vierjährigen. Wenn er die PS-Zahl des Motors gewusst hätte, ich hätte sie sicher dazu schreiben müssen.
Stadtleben
Die restlichen Tage in Porto Ms gestalten sich sehr entspannt. Morgens fahren wir in die Stadt zum Frühstücken. Im Bora Caf gibt es nicht nur guten Milchkaffee, Obst-Shakes und lecker belegte Toasts sondern auch einen Internetzugang, den Julian exzessiv zum "Zeitungslesen" nutzt. Dann zurück an den Strand, wo Yannik Sandburgen baut und anschließend beobachtet, wie lange sie der Flut standhalten. Zum Abendessen sind wir wieder in Lagos in einer Tapas- und Weinbar mit dem Namen Meu Limao.
Weil das Essen hier so extrem lecker und überraschend ist, z.B. Huhn mit Mango, können wir uns nicht dazu durchringen, mal woanders hin zu gehen. An unserem dritten Abend in dieser wirklich sympathischen Stadt sagen wir nur sehr schweren Herzens "Adeus".
Geblümtes Schlafzimmer
Die letzten zwei Nächte unserer Reise verbringen wir in der Quinta dos Amigos. Noch mal in Farben schwelgen, bevor es in den Nebel verhangenen Herbst zurückgeht. Außerdem müssen wir für unseren Rückflug um halb sechs Uhr morgens am Flughafen sein. Da ist es sehr praktisch, das Almancil nur ein paar Minuten entfernt ist.
Yannik kann es kaum erwarten, seine heiß geliebte Chicca wieder zu sehen und kaum sind wir angekommen, ist er auch schon verschwunden, um sie zu suchen. Vorsorglich gibt Julian ihm das zum Funkgerät umfunktionierte Babyphone mit. Unterdessen quartiert Isabel uns in einem ihrer größten Apartments ein. Yannik bekommt ein Schlafzimmer, das der Traum eines jeden Mädchens sein dürfte: Zarte Pastelltöne, Blümchenmuster, zierliches Nachtkästchen. Ihm gefällt es vor allem, weil er ein Doppelbett hat. Eine Seite für sich, die andere für Dolly, sein Kuschelschaf.
Abschied
Unseren allerletzten Tag verbringen wir - wie sollte es anders sein - am Strand. Noch einmal Kaffee und Kaugummi-Eis bei Julia’s und dann heißt es endgültig die Badesachen einpacken.
Als Abschiedsessen leisten wir uns eine Cataplana, eine portugiesische Spezialität mit Unmengen an Meeresfrüchten, Fisch und Gemüse, gekocht in einer tiefen Kupferpfanne. Seitdem hat Yannik ein neues Lieblingsgericht und mag jetzt sogar gekochte Tomaten. Satt und müde lassen wir den Abend auf unserer Terrasse ausklingen. Unser Sohn schläft friedlich in seinem Blümchenbett ein, Julian und ich trinken noch ein Glas Rotwein um dann schließlich auch in die Federn zu sinken. Leider ist unser Schlaf wegen einer äußerst resistenten Mücke nicht ganz ungetrübt und so fühlen wir uns etwas gerädert, als um vier Uhr der Wecker klingelt. Leise schleichen wir mit unseren Taschen zu unserem Auto, um niemanden zu wecken. Es ist noch dunkel draußen und als wir die Tür unseres Häuschens hinter uns schließen, fängt es an zu regnen.
Wieder zuhause packen wir unsere Mitbringsel aus: Yannik stellt sein Skater-Marsmännchen ins Regal, Julian isst ein halbes Pfund Marzipan-Früchte auf - eine Spezialität der Algarve, die er eigentlich verschenken wollte - und ich rieche wehmütig an meiner Packung Taschentücher mit Lavendelduft. Yannik spricht uns aus der Seele, als er sagt: "Mami, gell, in Portugal ist es ganz schön. Da sollen wir mal wieder hin fahren!"
Informationen
Anreise
Wenn Sie mit Kindern reisen, empfiehlt es sich, das Flugzeug zu nehmen. Lufthansa und die portugiesische Airline TAP bieten Flüge nach Lissabon, Faro und Porto an. Auch Chartergesellschaften wie z.B. Thomas Cook oder Hapag Lloyd fliegen nach Faro. Die Preise variieren stark nach Airline und Saison.
Für die gesamte Algarve ist Faro der Zielflughafen. Von Faro bis nach Lagos sind es etwa 90 Kilometer.
Unterkunft
Eine große Auswahl an Hotels aller Kategorien bietet die Seite www.maisturismo.pt
Wer nicht in den üblichen Appartment-Anlagen oder Hotels wohnen möchte, kann sich z.B. über Secretplaces.com informieren oder eine individuelle Reiseroute zusammenstellen lassen. Die in Portugal ansässige und von einem ortskundigen Deutschen geleitete Agentur hat sich auf originelle „Geheimtipps“ aller Preisklassen spezialisiert. Fotos der angebotenen Unterkünfte kann man sich auf der Website www.secretplaces.com ansehen.
Die Preise der beschriebenen Hotels hängen von der Zimmergröße und der Reisezeit ab und bewegen sich zwischen 40 und 170 Euro pro Nacht und Zimmer.
Genaue Preisangaben finden Sie auf den jeweiligen Websites
Aktivitäten
Reiten ist überall in Portugal möglich. So gibt es auch an der Algarve mindestens so viele Reiterhöfe wie Strände. Am einfachsten ist es, im Hotel nach dem Nächstgelegenen zu fragen.
Bootsausflüge entlang der Küste oder zum Beobachten der Delphine werden vor allem am Hafen von Lagos angeboten. Hier buhlen verschiedene Agenturen um Kundschaft. Zu empfehlen ist z.B. Bom Dia. Dieses Unternehmen verfolgt nicht nur kommerzielle Zwecke, sondern auch die Forschung und den Schutz der Meereslebewesen.
Preise
In den Supermärkten zahlt man in etwa die gleichen Preise wie in Deutschland. Nur Fisch und Wein sind deutlich billiger.
In Restaurants lässt es sich relativ günstig essen, solange man die völlig überteuerten Touristenfallen meidet. Drei Hauptgerichte und eine Flasche Wein kosten in einem Mittelklasse-Restaurant im Schnitt zwischen 30 und 40 Euro. Ein „caf com leite“ kostet selten mehr als 1,80 Euro.
Weiterführende Infos
Die Algarve hat ein eigenes Fremdenverkehrsbüro mit Filialen in jedem größeren Ort der Provinz.
Tel. 00351-808-78 12 12
Zudem gibt es eine ausführliche englischsprachige Website.