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Wunschkaiserschnitt Geplante Geburt im OP? So fällt dir die Entscheidung leichter

Wunschkaiserschnitt: Schwangere schaut nachdenklich und hält sich den Babybauch
© FluxFactory / iStock
Wehen? Auf keinen Fall. Schmerzen und Kontrollverlust im Kreißsaal? Nicht mit mir. Angst vor der Geburt? Bitte nicht. Stimmst du diesen Punkten zu? Einem oder sogar allen? Dann brauchst du unsere Infos zum Wunschkaiserschnitt.

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Dr. med Annette Klöpper, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Psychotherapie

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Dr. med. Annette Klöpper geprüft.

"Werdende Mütter wissen in der Regel sehr genau, was sie sich zutrauen können. Von daher ist der Wunsch nach einem Kaiserschnitt meist eine sehr bewusste und nachvollziehbare Entscheidung", erklärt Priv. Doz. Dr. Holger Maul, Chefarzt für Geburtshilfe und Pränatalmedizin der Asklepios Klinik Barmbek in Hamburg. Entsprechend offen und respektvoll geht der Arzt mit seinen schwangeren Patientinnen um. Wir haben bei ihm Hintergründe und Entscheidungshilfen für diesen Beitrag eingeholt.

Was ist ein Wunschkaiserschnitt?

Wenn sich werdende Mütter bewusst gegen eine vaginale Geburt entscheiden und sich stattdessen wünschen, dass ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt kommt, ist die Rede von einem Wunschkaiserschnitt – auch "Wunschsectio", "Sectio nach Vereinbarung" oder "Gefälligkeitssectio" genannt. Dabei liegt keine zwingende medizinische Indikation für die Geburt im OP vor. Daher ist der Wunschkaiserschnitt auch nicht dasselbe, wie ein geplanter Kaiserschnitt. Denn da liegen medizinische Gründe wie zum Beispiel Mehrlinge, eine Plazenta praevia oder ein Kind in Beckenendlage vor. 

Allerdings sind die Motive, die Schwangere zum Wunschkaiserschnitt bewegen, genauso ernst zu nehmen. "Wenn ich von einer Patientin mit dem ausdrücklichen Wunsch auf Kaiserschnitt im Krankenhaus aufgesucht werde, weil sie beispielsweise Angst hat, dann bin ich als Mediziner in der Verantwortung, diesen Grund ernst zu nehmen – genauso wie ich es im Übrigen tun würde, wenn sich eine Frau trotz Beckenendlage eine natürliche Geburt wünscht", schildert Priv. Doz. Dr. Maul. "Natürlich gilt es dann gemeinsam im Gespräch abzuwägen, wie es weitergehen soll".

Wie viele Frauen entscheiden sich dafür?

Die Statistik zu Kaiserschnitten verrät viel: Jedes dritte Kind kommt in Deutschland inzwischen per Kaiserschnitt auf die Welt. Für die Zahl ohne vorliegende medizinische Indikation gibt es keine genauen Angaben, sie ist aber wahrscheinlich sehr gering.

Tendenziell steigt die Zahl derer, die sich bewusst für eine Entbindung per Kaiserschnitt entscheiden, in den letzten Jahren stetig an. Kein Vergleich zu der Situation in Brasilien: Hier entscheiden sich mehr als die Hälfte aller Schwangeren dafür. Auch immer mehr schwangere Promis machen es vor. Sich entscheiden zu können, wie das Kind auf die Welt kommen soll, ist somit auch auf gewisse Weise zu einem Lifestyle-Phänomen geworden.

Was bewegt Frauen zu einem Wunschkaiserschnitt?

Die Gründe sind unterschiedlich und auch häufig mit einer sehr persönlichen Vorgeschichte verbunden. Vor allem, so erlebt es Dr. Maul immer wieder, sei der Kontrollverlust ein wesentliches Kriterium für die Entscheidung. Die Ungewissheit, die eine vaginale Geburt bedeutet, sei für manche schlichtweg nicht ertragbar. Wie schlimm werden die Schmerzen sein? Halte ich diesen stand? Was passiert mit meinem Körper? Wird er jemals wieder so sein wie vorher? Gefährde ich meine Gesundheit? Wie groß ist das Risiko, dass etwas schiefgeht? Fragen wie diese bewegen letztlich dazu, sich für einen geplanten Eingriff zu entscheiden.

Du wünscht dir einen Kaiserschnitt? Was dann?

Egal ob für dich schon lange feststeht, dass du nicht auf natürlichem Weg entbinden willst oder ob du erst einmal nur mit diesem Gedanken spielst – es ist wichtig, nicht zu lange zu zögern und dich deinem Umfeld zu öffnen. Sprich mit deinem:r Partner:in, vertraue dich deiner Familie oder engsten Freund:innen an. Es wird dir guttun, deine Vorstellungen und Zweifel jemandem mitteilen zu können.

Vielleicht hilft es dir auch, über die Erfahrungen anderer Frauen zu lesen – sowohl von jenen, die sich für einen Wunschkaiserschnitt entschieden haben, als auch von jenen, die eine vaginale Geburt gemeistert und sie als wundervoll und beglückend erlebt haben, auch für die Partnerschaft bereichernd.

Auch wenn du vielleicht nicht überall auf Verständnis stoßen wirst, wirst du durch den Austausch wichtige Impulse gewinnen, die dich in deiner Entscheidung weiterbringen werden.

Erlebnisbericht einer Mutter

Petra Seyrer, 29, hat sich für eine Wunschsectio entschieden. Für sie stand im Laufe ihrer Schwangerschaft fest: "Warum soll ich in die Wehen gehen, warum soll ich mich quälen, wenn es vielleicht doch ein Kaiserschnitt wird? Dann planen wir lieber gleich anders!" Wir haben sie von der Entscheidung bis zur Geburt begleitet.

Wo kannst du dir professionellen Rat einholen?

Wende dich mit Fragen an deine:n Frauenärzt:in und mache – um dir bald Klarheit zu verschaffen – schnellstmöglich einen Termin in der Klinik, in der du gerne entbinden möchtest. Nutze das Gespräch dort, um offen über deine Gedanken und Vorstellungen zu sprechen. Das Thema wird sicherlich von Klinik zu Klinik unterschiedlich gehandhabt. Bestimmt wird man genau von dir wissen wollen, was dich zu einem Wunschkaiserschnitt bewegt und wie fest deine Entscheidung in der Sache schon ist. 

"Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, die zu einem frühen Zeitpunkt in der Schwangerschaft das Gespräch bei mir suchen, meist sehr entschieden sind. In diesen Fällen ist es nicht in Ordnung, ihnen den Wunschkaiserschnitt einfach auszureden", betont Dr. Maul und fügt hinzu: "In Vorgesprächen mit Patientinnen, bei denen ich eine ambivalente Haltung feststelle, die also noch abwägen, ob nicht doch eine natürliche Geburt für sie in Frage käme, versuche ich die Entscheidung bis zur 37. Woche oder auch darüber hinaus zu vertagen. Wenn dann immer noch der Wunsch nach einem Kaiserschnitt besteht, dann ist die OP einer natürlichen Geburt vorzuziehen."

Sicher auch interessant in diesem Kontext: Unser Beitrag zum Thema Angst vor der Geburt, in dem wir eine Hebamme um ihre Meinung gebeten haben.

Wer trägt die Kosten?

Die Kosten für einen medizinisch erforderlichen Kaiserschnitt werden von der Krankenkasse getragen. Es liegt also in der Hand der Ärztin oder des Arztes, ob sie oder er auch im Falle eines Wunschkaiserschnittes die Gründe als Indikatoren bewertet, die ihn schließlich aus medizinischer Sicht notwendig machen. Priv. Doz. Dr. Maul hat dazu eine klare Meinung: "Krankenkassen haben keine andere Wahl, als auch die Kosten eines Wunschkaiserschnittes zu übernehmen. Es ist moralisch nicht vertretbar, eine Frau zu einer vaginalen Geburt zu zwingen."

In diesem Kontext war es Priv. Doz. Dr. Maul wichtig, mit einer weitverbreiteten Hypothese aufzuräumen: "Es stimmt nicht, dass Ärzte mit Kaiserschnitten mehr verdienen. Zwar steht mehr Geld für einen Kaiserschnitt zur Verfügung, dafür ist aber auch der Personalaufwand erheblich höher. Mir ist kein Arzt bekannt, der Interesse daran hat, möglichst viele Kaiserschnitte zu machen – aus welchem Grund auch immer."

Was spricht dafür und was dagegen?

Für eine geplante Geburt im OP spricht:

  • Babyglück nach Zeitplan                                                            
  • Ohne Angst auf die Geburt warten                                              
  • Auch Papa weiß, wann genau die Geburt stattfindet                                      
  • Keine Schmerzen während der Geburt                                        
  • Intimbereich bleibt unberührt                                                     

Das spricht dagegen:

  • Die Überraschung bleibt aus: Wann geht es wohl los?
  • Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit durch die Narbe
  • Wahrscheinlichkeit eines erneuten Kaiserschnitts ist höher
  • Rückbildung dauert länger
  • Eventuelle Versagensgefühle, etwa "Ich habe es nicht einmal probiert" oder "Vielleicht war mein Baby noch gar nicht so weit"
  • Allgemeine Risiken von Komplikationen bei einer Bauchoperation, zum Beispiel Wundheilungsstörungen, Thrombosen, Embolien

Fazit

Das Thema polarisiert. Frauen, die sich bewusst gegen eine spontane, natürliche Geburt entscheiden, werden häufig verurteilt, vor allem aus eigenen Reihen. Das kommt nicht von ungefähr: Die natürliche Geburt ist und bleibt der gesündeste Weg der Entbindung für Mutter und Kind – vorausgesetzt es geht alles gut! Frauen, die sich bewusst dagegen entscheiden, wird häufig Rücksichtslosigkeit gegenüber ihrem Kind und eine gewisse Selbstsucht vorgeworfen. 

So erlebt es auch Priv. Doz. Dr. Maul und kommt daher zu dem Fazit: "Es wäre wünschenswert, wenn sich Mütter mit mehr Akzeptanz gegenüber ihren persönlichen Entscheidungen begegnen würden. Denn: So wie sich die einen wünschen, ihr Baby auf natürlichem Weg auf die Welt zu bringen und damit akzeptiert werden möchten, so sollten auch die anderen mit dem Wunsch eines Kaiserschnitts akzeptiert werden."

Damit dies in Zukunft besser gelinge, sei ein offener Umgang mit dieser Entscheidung umso wichtiger. Denn auch wenn der Wunschkaiserschnitt umstritten ist, so bleibt dieser Weg der Entbindung eine Option, für die sich Frauen mit Kinderwunsch bewusst entscheiden können – ebenso wie für eine natürliche Geburt.

Lese-Tipp: Eine sanftere Alternative zum Kaiserschnitt soll die Kaisergeburt sein – hier erfährst du mehr darüber!

Experte: 

Quellen:

ELTERN

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